Die Fahrt zum Yosemite kurz und schmerzlos – ausnahmsweise
wieder mal das Ziel und nicht der Weg im Vordergrund. Schon beinahe langweilig
– beinahe….
Plötzlich hinter mir die ganze Monsterbeleuchtung eines
Highway-Patrol-Wagens. Ich fahre etwas zur Seite, da ich davon ausgehe, dass er
vorbei will. Naja, will er auch, aber nur, um mich zur Seite zu bitten. OH MEIN
GOTT, was hab ich denn jetzt ausgefressen. Etwas mulmig ist mir schon. Der
Officer kommt zu mir, schaut mein Motorrad und das Nummernschild an und
sagt:“mir wurde rapportiert, dass Sie zu langsam fahren“. Hääääää??? Mir wird
schnell klar, was passiert sein muss: vor mir eine Weile lang ein paar Autos
und zu vorderst ein Klein-Motorrad, das die Höchstgeschwindigkeit bei weitem
nicht einhalten konnte. Da sonst auch keiner überholen wollte, hab ich mich
auch in Geduld geübt, bis das Klein-Motorrad auf eine Seitenstrasse abgebogen
ist. Nur hatte in der Zwischenzeit wohl ein entnervter Autofahrer die
Highway-Patrol informiert. Bis die dann bei uns waren, war ich als einziges
Motorrad weit und breit zu sehen. Weil es mir zu kompliziert schien ihm zu
erklären (und er mir dann auch geglaubt hätte?), hab ich mich entschuldigt und
gemeint, da hätte ich vermutlich vor lauter wunderschöner Landschaft die
Geschwindigkeit vergessen. Das hat er lächelnd geschluckt und gemeint: „ok, but
speed up now please“. DAS muss mir ein Polizist kein zweites Mal sagen J
eigentlich hätte ich ihn ja gerne gefragt, ob ich ein Photo mit ihm machen
darf….. aber das schien mir dann doch etwas gewagt.
Also, weiter gings dem Highway entlang – die seit Jahren
dauernde Wasserknappheit ist überall und erschreckend sichtbar. Was als
Photomotiv schön daher kommt, sollten allerdings grüne Wiesen sein. Heuen muss
hier kein Farmer mehr – die Kühe fressen das Heu direkt auf der Weide.
Kurz nach dem Mittag erreiche ich den Parkeingang zum
Yosemite Nationalpark; nach dem Lösen der Jahreskarte für alle Nationalparks – die
günstigste Variante, wenn auch nur für 2-3 Wochen – sehe ich, dass alle Campgrounds
voll sind. Oh Schreck, was nun? Ich risikiers und frage beim Schalter für
Campground-Reservationen nach; und siehe da, nur die Campgrounds in Yosemite
Valley selber sind ausgebucht, bei den anderen am Rand des Nationalparks hat es
durchaus noch Plätze: first comes, first serves. Also düse ich los – und nehme
zuerst prompt mal die falsche Richtung und lande im Yosemite Valley. Was für
Menschenmassen sind da anzutreffen! Ich sehe die berühmten Half Dome und El
Capitan, bin aber froh, das Tal wieder verlassen zu können. Ein
offroad-mässiges, 7km langes Strässchen runter, lande ich beim Campground
Yosemite Creek. Einfach toll, wenn auch wieder mal nur mit Toilette, ohne Strom
und Wasser – ausser das aus dem Bach, das man allerdings zuerst einfach
abkochen sollte. Ich richte mich häuslich ein und düse nochmals 40km (ein Weg),
um für die nächsten 3 Tage noch etwas zu essen und zu trinken einzukaufen. Das
offroad(sprich: ich-war-mal-ein-Asphalt)-Strässchen also noch 2x gefahren, was
für ein Spass – und dabei etliche 4x4 Pickups überholt J
Die Nacht ist saukalt, aber auch kein Wunder, befinde ich
mich nun doch auf 2400MüM!
Am nächsten Morgen dann rechtzeitig auf den Trail runter ins
Yosemite Valley, vorbei am Yosemite Wasserfall: ca. 15km und rund 1300
Höhenmeter. Der Trail ist nicht zu vergleichen mit unseren sehr gut
ausgeschilderten Wanderwegen; da muss man teilweise auf die Fusspuren achten,
um den Weg nicht zu verlieren. Und sich hier zu verirren wäre echt doof. Gut
möglich, dass man dann von Bären oder einem Berglöwen entdeckt wird, was ja
normalerweise nur auf weite Distanz wirklich erwünscht ist – sprich grad so,
dass die Kamera mit dem zoomen hinkommt. Zur Landschaft nur soviel: riesig,
wunderschöne Granitformationen überall und auf den abwegigsten Orten wachsen
Pinien. Für den weiteren Eindruck lasse ich die Photos sprechen.
Auf halbem Weg treffe ich auf Alex, einen jungen Amerikaner,
der normalerweise am Nationalparkeingang einkassiert und seine freien Tage mit
Wandern verbringt. Wir laufen die restliche Strecke zusammen runter und er kann
mir natürlich viel von der Gegend erzählen. Wir kommen rechtzeitig im Valley
an, um den Bus zurück zu erwischen.
Da ich nun vorbereitet bin auf die Kälte der Nacht, will ich
mir was heisses kochen, um mich anschliessend gut eingepackt ins Zelt zu
verkriechen. Aber irgendwie will mein teurer Benzinkocher nicht. Das ist nun
ehrlich gesagt suboptimal (man soll ja auf einem öffentlichen Blog nicht
Schimpfwörter benutzen). Gibt’s halt wieder mal nur Sandwiches und eine
lauwarme Cola. Mein Programm für den nächsten Tag steht fest: faulenzen,
sünnele und sowohl den Kocher wie auch bei Suzy Blue alles durchchecken, damit
ich dann am Sonntag rechtzeitig wieder aufbrechen kann.
Gesagt getan, heute – 24. Juli 2015 – gibt’s nichts zu
schreiben!
Nachtrag zu San Francisco:
Treffe morgens um 6 beim Vista Point 3 Schweizer Swiss
Piloten (zwei davon sogar aus der Zentralschweiz), die drei Tage vor Ort sind
und sich kurzerhand Harleys gemietet haben. Die haben nicht schlecht gestaunt,
als sie mein Motorrad mit Luzerner Nummernschild entdeckt haben ;-)
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