Sonntag, 22. November 2015

16. – 22. November: Peru…. Cusco und Trekking im Land der Inka’s bis rauf zum MachuPicchu

Am Montag mache ich bewusst nicht allzuviel: ein bisschen durch die Stadt tummeln, Snacks und Wasser einkaufen für das Trekking, das Briefing vom Tourguide dann gegen Abend, meine Siebensachen aufteilen auf: was kommt mit auf’s Trekking, was bleibt im Hostel, zusammen mit Suzy Blue. Zum ersten Mal seit Alaska packe ich die warmen Merino-Kleider wieder aus. Edgar, unser Tourguide hat mich schon gewarnt, dass es die erste Nacht auf beinahe 3900MüM doch recht kühl sein wird – nett ausgedrückt. Ich kann nicht so recht einschlafen, bin wohl doch etwas aufgeregt, wie ich die 4 Tage Wandern (zwischen 15 – 25km pro Tag, mit bis zu 2500 Höhenmetern) durchstehen werde. Hat ja Wandern in den letzten Monaten doch nicht gerade zu meinen üblichen Tages-beschäftigungen gehört. Aber zumindest fühle ich mich in der Höhe von Cusco soweit schon mal gut.
"Plaza de armas", das Zentrum von Cusco
Sicht vom "Plaza de armas" auf die bewohnten Hügel
Frühmorgens um fünf werde ich von Edgar und seinem Team abgeholt. Die Zusammensetzung für die nächsten 4 Tage: Edgar (Toudguide), Mario (Horseman), Epifanio (Koch), 2 HolländerInnen, 3 Deutsche, 2 Amerikanerinnen und ich. Und wieder einmal bin ich doppelt so alt wie alle anderen. Einzig Edgar ist mit 28 Jahren etwas „älter“ wie die anderen Teilnehmenden. Hmmmm…..naja, so hab ich zumindest eine Ausrede, falls mir unterwegs die Puste ausgehen sollte ;-)
Wir fahren bis zum Ausgangspunkt unseres Trekkings: Mollepata (2800MüM). Nach einem stärkenden Frühstück marschieren wir los. Wir tragen „nur“ unseren Tages-Rucksack mit Regenschutz, ev. Kleidern zum Wechseln unterwegs, Getränken&Snacks. Der Rest (max. 5kg inklusive Schlafsack) tragen die Pferde für uns rauf. Der erste Tag ist bewusst quasi ein „Warmlaufen“. Nach ca. 10km erreichen wir bereits Soraypampa, unseren 1. Zeltplatz auf 3890MüM. Nach einem feinen Lunch und einem willkommenen Mittagsschläfchen treibt uns Edgar 300 Höhenmeter auf direktem Weg zum Bergsee unterhalb des Humantay (5317MüM) hoch. Die Aussicht ist phantastisch, ein paar „harte Jungs“ einer anderen Gruppe beweisen sogar ihren Mut und gehen schwimmen!!  Er macht diesen eigentlich „unnötigen“ Spaziergang am ersten Tag immer; einerseits weil der Bergsee und die Aussicht einfach bombastisch ist und andererseits weil er anschliessend einschätzen kann, wie fit seine Schützlinge sind ;-) 


im Hintergrund der Humantay (5317MüM)

Trotz der Höhe (und Kälte) schlafen wir nach einem nahrhaften Abendessen alle tief und fest und werden am nächsten Morgen mit heissem Coca-Tee geweckt. Bereits um 6.00 Uhr marschieren wir los, alle dick eingemummelt mit Kappe und Handschuhen. Heute ist mi Sicherheit der strengste Tag: 24km und gut 2400 Höhenmeter sind zu bewältigen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen das Tal erreichen und es anfängt so richtig rauf zu gehen, verstaue ich Jacke und Handschuhe im Rucksack, laufe also im T-Shirt (aber mit Kappe wegen dem Wind) auf bereits über 4000MüM rum. 

unsere unermüdlichen "Helfer" :-)




Edgar hat uns eingeschärft, wir sollen in einem für uns guten Lauftempo wandern und nicht auf die anderen achten. Wie immer muss ich alle paar Hundert Meter kurz anhalten und 3-4 mal tief durchatmen, bevor ich weiterlaufen kann. Ein Übel, das ich aber kenne und mich bei all meinen Wanderungen begleitet. Die steigende Höhe macht es diesmal aber sicherlich nicht einfacher. Allerdings doch etwas beruhigend, dass meine jungen Trekking-Gschpänli teilweise auch recht langsam unterwegs sind. Edgar versichert uns allerdings, dass wir gut laufen und er schon ganz andere Trekkingteilnehmer dabei hatte. Die Landschaft ist einfach herrlich, der Salkantay begleitet uns die ganze Zeit, die Schönheit seiner Eis- und Schneewände werden immer deutlicher, je höher wir kommen. Nach ca. 3 Stunden erreichen wir glücklich aber doch recht ausser Puste den Salkantaypass (4620MüM). 



Edgar erzählt uns viel Wissenswertes über die umliegenden Berge (der Salkantay wurde zBsp. erst 3mal bezwungen, darunter 1 Schweizer), die Bedeutung der Namen, die Geschichte der Kolonisation und der Rituale, die sein Volk (die Chequas) auch heute noch zelebriert. Während er uns all diese interessanten Details erzählt können wir auch noch beobachten, wie sich weit oben am Berg eine Schneelawine löst und runterdonnert; allerdings schon nach kurzer Zeit im Eis hängen bleibt. Nachdem wir alle die obligaten Erinnerungsphotos gemacht und uns gestärkt haben, geht es weiter, nun aber auschliesslich abwärts, teilweise recht steil und meistens im Geröll. Ich bin froh, habe ich mir Trekkingstöcke gemietet, mein Miniskus wird es mir danken. Wieder ein nahrhaftes Mittagessen, 30 Minuten Zeit für ein Nickerchen und weiter geht’s. Runter haben wir alle ein flottes Tempo drauf, wir erreichen – entgegen den Erwartungen von Edgar – den 2. Zeltplatz bereits um 16 Uhr. Natürlich sind wir nach diesem anstrengenden Tag alle ziemlich erschöpft, aber dennoch glücklich über das Erreichte, über alles, was wir sehen konnten. Die Landschaft – und natürlich auch die Temperatur - hat sich beim Runterlaufen verändert, man merkt, dass wir uns dem Regenwald nähern. Der Zeltplatz ist wie der erste eine Anhäufung von einfachsten Häuschen, die von Einheimischen gebaut und betrieben werden. Wir schlafen zwar im Zelt, aber quasi mit einem Dach über dem Kopf. Macht es einfacher, da es auch hier nachts meistens regnet und wir so die Zelte am Morgen zumdienst trocken einpacken können – sprich wir helfen Mario beim abbauen. Überhaupt haben wir ein unglaubliches Glück mit dem Wetter: trotz Regenzeit regnet es tatsächlich während den 3 Trekking-Tagen jeweils nur nachts und auch nur kurz. Edgar meint, dass unsere Gruppe ein gutes Karma haben müsse J letzte Woche hatte es während 4 Tagen ununterbrochen geregnet – ich will mir das nicht einmal ansatzweise vorstellen müssen, die ganze Zeit im Regen wandern zu müssen!!



 Am letzten reinen Trekking-Tag marschieren wir auf 1500MüM runter und kommen am Nachmittag glücklich in Aguas Calientes an; oder MachuPicchu Pueblo, wie es für die Touristen auch genannt wird. Ich bin völlig entsetzt über den Anblick, der sich mir bietet: hunderte von Touristenläden, Dutzende von Hotels und Hostels. Obwohl nicht Hochsaison herrscht ein fleissiges Treiben und es wimmelt von Touristen (zumindest kommt es mir so vor). Nun ja, ich darf ja nicht so sein, schliesslich bin ich auch eine dieser vielen Touristen. Aber ehrlich, ich will mir nicht vorstellen, wie das hier zu und her geht während den Hauptmonaten, wo bis zu 4000 Menschen pro Tag auf den MachuPicchu geschaufelt werden. Im Hostel stellen wir uns dankbar unter die warme Dusche und fallen nach dem Abendessen müde und zufrieden ins Bett.








Auch wir werden am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang um 6.00 Uhr mit Bussen raufgefahren – wahlweise kann man auch rauflaufen, aber ich hatte keine Lust, völlig verschwitzt auf die Tour zu gehen. Zudem zählte ich ja zu den Glücklichen 400, die auf den Berg MachuPicchu rauflaufen durften. Das frühe Aufstehen hat sich leider nicht gelohnt, die Ruinen waren von Wolken verdeckt und nach der 2-stündigen, wiederum sehr informativen Führung von Edgar machte ich mich mit gemischten Gefühlen auf, die 1.6km Distanz von den Ruinen rauf zum Gipfel (3000MüM) zu bewältigen. Ja, das war echt ein Bewältigen: die ganze Strecke bestand ausschliesslich aus Treppen!! Und ich mit meinen kurzen Beinen wieder einmal nicht immer im Vorteil. Aber auch hier hatten wir Glück, kurz nach Erreichen des Gipfels, riss die Wolkendecke auf und wir hatten eine herrliche Sicht runter auf die Ruinen, rüber auf den heiligen Berg HuayuPicchu und die umliegenden Berge, resp. den Dschungel. Das Runtersteigen dann für mein Knie wiederum kein Zuckerschlecken, aber der Weg hatte sich wirklich gelohnt. Den restlichen Nachmittag noch gemütlich durch die Ruinenstadt tummeln und pünktlich zur Zugabfahrt runter nach Aguas Calientes. 

Machu Picchu, im Hintergrund der heilige Berg Huayna Picchu


Sonnenuhr der Inka's






 
im Hintergrund der Berg "Machu Picchu"
 
Strasse von Aguas Calientes zum Machu Picchu
Tja, wir hatten allerdings Pech und die Lokomotive verweigerte mit Motorenproblemen den Dienst und wir mussten 2.5St.d auf eine Ersatzlokomotive warten. Ich habe mich wieder einmal amüsiert, wie sich einige der Gäste fürchterlich darüber aufregen konnten. Reine Energieverschwendung, konnten doch die Zugbegleiter auch nichts dafür und taten ihr bestes, uns mit Kaffee und Knabbereien bei Laune zu halten. So kamen wir schlussendlich erst nachts um Eins in Cusco an. Egal, die nächsten beiden Tage heisst es ja eh ausschlafen, Cusco erkunden und die kommenden Tage planen.
Cusco ist Provinzhauptstadt, liegt auf 3416MüM und hat rund 350‘000 Einwohner. Bereits seit 1983 zählt Cusco zu den Unesco-Welterbestätten. Cusco heisst in der Quechua-Sprache – die Ureinwohner dieses Gebietes – „Nabel der Welt“ und wurde der Sage nach um 1200 vom ersten Inka Manco Càpac (Sohn der Sonne) gegründet, zusammen mit seiner Schwester Mama Oclio. Cusco ist heute wirtschaftlich und auch touristisch das Zentrum dieser Gegend. Da es nicht Hochsaison ist, ist der Touristenstrom recht angenehm, auch die Strassenverkäufer halten sich in Grenzen. So tummle ich gemütlich in der Stadt rum, lass meine Wäsche waschen und fröne meinem Städte-Lieblingshobby: Menschen beobachten J Am Sonntag komme ich sogar in den Genuss einer Parade: das Hissen der beiden Fahnen (Peru & Cusco) werden heute speziell zelebriert. Die Stadtpräsidentin und der Abgeordnete der Provinz Cusco dürfen die Fahnen raufziehen, derweil von der hiesigen Musikband die jeweiligen Hymnen gespielt werden. Bei der Peru-Hymne stehen wirklich alle Leute auf und singen mit Inbrunst mit; die Peruaner sind stolz auf ihr Land und auf ihre Inka-Vergangenheit. Dazu kommt dann noch eine Parade der verschiedenen Schulen und Kinder repräsentieren verschiedene Länder, passend gekleidet natürlich. Ich habe nicht mitbekommen, was der Grund für diese Parade war. Es gefällt mir hier in Cusco. Obwohl auch sehr touristisch, versprüht die Stadt einen Charme, der sich mir bisher in keiner Stadt so offenbart hat. 





 






 

Vorausgesetzt, es rasselt nicht wieder ein derart heftiges Gewitter wie gestern über die Stadt, werde ich den Nachmittag rumtummelnd verbringen und treffe mich dann am Abend mit Ira auf ein Bier, die heute mit einem anderen Deutschen Motorrad-Kollegen in Cusco eintreffen wird. Morgen dann rechtzeitig in Richtung Titicacasee – womit meine Tage in Peru auch schon bereits wieder gezählt sind……leider. Mal abgesehen vom Fahrstil gefällt es mir in Peru ausnehmend gut, auch hier könnte man locker 1-2 Monate (oder länger) verbringen, so viele schöne und interessante Gebiete und Sehenswürdigkeiten gäbe es zu entdecken. Aber ich freue mich an dem, was ich sehen und erleben konnte. Und freue mich natürlich nun zuerst mal auf die verbleibenden 4 Wochen, die ich noch in Südamerika verbringen werde.  

Hasta luego mi amigos

Montag, 16. November 2015

11. – 15. November: Peru…. Canons, Berge und höher, immer höher ;-)

Ich treffe mich als am Mittwoch Morgen kurz nach Chimbote mit Ira, einer Deutschen Motorradfahrerin, die mit einer BMW GS800 Adventure unterwegs ist. Sie hat zufällig das Photo mit mir und Nestor (von Trujillo) in facebook gesehen und mich spontan angeschrieben. Wir wollen gemeinsam die Offroad-Strecke in Richtung Huaraz unter die Räder nehmen, den berühmten „cañon del Pato“. Während wir uns noch ein paar Minuten quasi „beschnuppern“, fahren doch tatsächlich Simon und Josefine – sie waren beide auch auf der Stahlratte – heran und stoppen natürlich, als sie die Motorräder mit Schweizer Kennzeichen sehen. Was für ein schöner Zufall! Wir tauschen Neuigkeiten aus und ich gebe ihnen noch den Tip, unbedingt bei Don Clemente vorbeizuschauen ;-)


Da es doch gute 240km bis nach Huaraz sind, brechen wir aber bald mal auf. Nach kurzer Zeit wird die Asphaltstrasse von prima Schotter abgelöst, wir fahren in den Canon hinein, immer dem Fluss entlang. Ira ist mehr oder weniger das erste Mal so richtig auf Schotter unterwegs und wir nehmen es erst mal eher gemütlich – zudem „müssen“ wir ständig anhalten, weil die Landschaft einfach dermassen beeindruckend ist und wir entsprechend Zeit zum fötelen brauchen.






Gegenverkehr hat es gottlob nur wenig, ab und an ein Lastwagen oder ein Bus vollgepfercht mit Menschen von den umliegenden Dörfern. Für einmal ein Vorteil, dass es so trocken ist – der Staub kündigt jedes Fahrzeug rechtzeitig an, sieht man doch oftmals nicht um die Kurve rum. Eher mühsam sind die stockfinsteren, einspurigen Tunnels, teilweise auch mit Kurven drin; gottlob sind es nur wenige. Da greife ausnahmsweise sogar ich zum hiesigen Allerweltshilfsmittel und hupe, was das Zeugs hält. Mein doch sehr mässiges (Original)-Licht (ein grosses Dankeschön an den Hersteller!) ist hier keine grosse Hilfe. Erfolgreich, wenn auch ziemlich dreckig kommen wir zum Ende des Canons und somit wieder auf Asphalt. Wir freuen uns über die tolle und problemlos Offroad-Fahrt; ich mache noch Witze und sage: schliesslich steht ja auf der BMW „adventure“: also, wo adventure drauf steht, ist auch adventure drin. Dieser Spruch sollte sich kurze Zeit später noch bewahrheiten!! Zügig geht es weiter, scheint uns die Zeit doch davon zu rennen. Auch heute ist das Ziel, vor der Dunkelheit – sprich spätestens 18.30h in Huaraz anzukommen. Die Strasse schlängelt sich nun einem anderen Fluss entlang, toll die Landschaft und die Strasse, Fahrspass pur – bis auf die nun vielen Tunnels, die meisten wieder einspurig und ohne Licht. Auch hier hilft nur hupen; Ira, die an ihrer Adventure Zusatzbeleuchtung montiert hat, fährt so hinter mir, dass die Beleuchtung auch für ich ausreicht J
Plötzlich merke ich, dass Ira nicht mehr hinter mir ist. Ich stoppe, warte einen kurzen Augenblick und fahre zurück. Sie steht am Strassenrand und meint, dass der Hinterreifen verdächtig wenig Luft drin hat. Wir probieren es vorerst mal mit Aufpumpen und fahren wieder los. Nach kurzer Zeit ist aber schon wieder Schluss, der Reifen völlig platt. Wir finden sogar den Grund für das Übel: ein fetter Nagel steckt im Reifen. Phhhuuuu…..wir sind 20km vom nächsten Dorf entfernt, es ist bereits nach 16 Uhr und eigentlich hätten wir noch gute 1.5 Stunden Fahrt vor uns. Aufladen auf ein anders Fahrzeug kommt bei dem riesigen Gewicht der BMW nicht in Frage. Natürlich könnten wir den Schlauch auch selber ausbauen und vermutlich flicken, aber das würde bestimmt länger dauern. Einzige grad so vernünftig erscheinende Lösung: Hinterrad ausbauen, ich fahre ins nächste Dorf und lass es flicken, Hinterrad wieder einbauen. Wir beide müssen lachen, wie schnell sich mein Spruch von wegen „adventue“ in Wirklichkeit umgesetzt hat ;-) Gesagt getan: Gepäck runter, Motorrad auf den Hauptständer, Hinterrad ausbauen und mir auf die Suzy schnallen. Netterweise zieht gerade in dem Moment auch noch ein kurzes Gewitter durch. OK, das hätten wir nun wirklich nicht gebraucht. Aber was soll’s, ich fahre im Schnellzugs-Tempo los in Richtung Dorf, es ist mittlerweile kurz vor 17h! Etwa 5km vor dem Dorf ist da auch noch eine Polizeikontrolle…. und natürlich werde ich rausgewunken. Keine Papier-Kontrolle sondern wieder einmal einfach plaudern. Ausgerechnet jetzt! Einer der beiden Polizisten fragt mich nach dem woher, wohin, was hat es mit dem Hinterrad auf sich, etc…. und plötzlich sagt der 2. Polizist (der war still soweit) aus heiterem Himmel: du hast schöne Augen!! Hääääää? Da ich wohl nicht adäquat auf seine Bemerkung reagiere, wiederholt er es sogar. Nun steh ich da, scharre quasi mit den Hufen, weil ich doch so schnell wie möglich den Reifen geflickt haben will und der macht mir Komplimente. Ich bedanke mich artig – ich weiss ja inzwischen dass die Südamerikaner total auf meine grünen Augen abfahren - und darf dann tatsächlich endlich weiterfahren. Im Dorf sehe ich auf Anhieb keine Reifen-Werkstatt (die hat’s normalerweise in jedem Kaff), fahre also zur Tankstelle und frage da. Und yeppeeaaa, genau bei der Tankstelle ist sie ja: Schlauch raus (ein Riss von gut 3cm drin), geflickt, im Wasserbad geprüft, wieder eingebaut. Innerhalb von ein paar Minuten ist das erledigt und kostet mich grade mal 5 Soles (ca. CHF 1.50)!! Dankbar gebe ich ihm das Doppelte, kaufe noch 2 Colas und was zum knabbern und fahre so schnell wie möglich (man beachte: nicht so schnell wie erlaubt) zurück. Bei Einbruch der Dunkelheit – sprich mit Hilfe von Stirn-Lampen - bauen wir das Hinterrad wieder ein und düsen los in Richtung Huaraz. Müde und doch ziemlich erschöpft kommen wir nach rund 14 Stunden unterwegs-sein beim Hostel an, erkämpfen uns etwas mühsam einen Parkplatz und bestellen auf die Schnelle 2 Bier und 2 Pizzas. Hände völlig schwarz, die Gesichter voll Staub und noch in Voll-Motorrad-Montur sitzen wir da und geniessen erst mal einfach ein kühles Bier. Wir lachen beide über den Tag und sind uns einig, dass es trotz – oder gerade wegen – der Panne ein total cooler Tag war.





Und das beste zum Schluss, im Hostel hat es sogar heisses Wasser….. was für eine Wohltat. Noch vor 4 Monaten hätte ich mir nicht erträumt, dass ich heisses Wasser mal so schätzen würde, ist es in Südamerika in den meisten Hostels, einfachen Hotels und auch privaten Unterkünften schlichtweg nicht vorhanden.
Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Daniela, die grad mit dem Nachtbus in Huaraz angekommen ist (auch sie war auf der Stahlratte) zum Frühstück und später als eigentlich geplant, fahre ich los in Richtung Cisco. Es stehen vier Fahrtage mit insgesamt 1450km auf dem Plan. Ich will spätestens am 15. November in Cusco ankommen, damit ich noch einen Tag Zeit habe, mich auf das gebuchte Trekking vorzubereiten. Aber ich greife wieder mal vor… sorry. Laut googlemaps fahre ich permanent auf der 3S, also einer Nationalen Hauptstrasse; ich bin allerdings nur leicht optimistisch, da mein Garmin teilweise Schotter anzeigt. Na, da lass ich mich doch mal überraschen. Die jeweils +/- 350km pro Tag erscheinen uns Europäern nicht viel, aber hier kommt man wirklich selten über einen Stunden-Schnitt von 60km; 50km pro Stunde ist schon eher Standard – und somit auch klar, dass ich jeden Tag mind. 7 reine Fahrstunden vor mir habe. Und natürlich ist ausgerechnet die Strasse am ersten Tag – an dem ich eben erst um halb elf losfahre – eine reine Tortur. Was mein Garmin als Schotterstrasse anzeigt, ist inzwischen asphaltiert, aber es hat dermassen viele und teilweise tiefe Schlaglöcher drin, dass ein normales, zügiges Fahren schlichtweg unmöglich ist. Die Strasse schlängelt sich wieder den Tälern entlang und bei vielen Kurven ist der Asphalt inzwischen bereits wieder verschwunden und hat Matsch und Dreck Platz gemacht, da meistens an diesen Stellen kleinen Bäche die Hügel runterkommen. Dass es mehr oder weniger den ganzen Tag nieselt, macht es nicht grade lustiger. Zum Schluss hin bin ich inzwischen teilweise einfach zu müde und fahre stehend über die Schlaglöcher drüber – meine Suzy muss an diesem Tag einiges aushalten mit mir. Die letzten 50km dann wieder „normale“ Strasse, ich fahre so schnell, wie’s grad noch so drin liegt. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreiche ich mein Tagesziel und steuere hungrig und durstig das erstbeste Hotel an. 




Gottlob sind dann die nächsten drei Tage einfach nur cool. Die Strasse meistens in sehr gutem Zustand, ich finde auch immer wieder Zeit, Dörfer und Menschen zu photografieren, die Landschaft total beeindruckend – ich fahre tatsächlich quasi permanent den Hügeln, resp. dem Flusslauf entlang (frech, die so zu nennen, ich befinde mich mehr oder weniger immer auf einer Höhe von 3000 – 4000MüM!!). 









auch damit muss immer gerechnet werden


es ist cool hier.....wörtlich zu nehmen ;-)
Einzig das Fahrverhalten der Peruaner kann meinem Fahrspass etwas anhaben. Und hier muss ich mal ein bisschen Dampf ablassen. Ich bin noch so froh, dass das Benzin in Peru so teuer ist, hat es vermutlich vor allem dank diesem Umstand nicht allzu viele Autofahrer unterwegs. Aber die wenigen haben es in sich: fahren meist in der Mitte der Strasse, egal ob ihnen was entgegenkommt; einem Motorrad geht man sowieso nicht aus dem Weg. Solange ein Seitenstreifen vorhanden ist, gibt es keinen Grund, nicht zu überholen, ich kann ja ausweichen. Nur, überholen können sie auch, wenn ein Motorrad entgegenkommt und kein Seitenstreifen zum Ausweichen vorhanden ist. Mehr als einmal musste ich bis zum Stillstand abbremsen, da das Auto mich sonst schlichtweg umgefahren hätte. Mehr als einmal habe ich aber auch auf stur geschaltet und habe das Auto (oder oft auch die kleinen Transportbusse) zum bremsen gezwungen. Jetzt versteh ich auch endlich das Verkehrsschild „mantenga su direcha“ (bleibe auf deiner rechten Seite)!! In den Städten bin ich es inzwischen gewohnt, da wird jeder Zentimeter erkämpft. Aber auf den Hauptstrassen, wo ja auch die Peruaner mit 100 und mehr unterwegs sind, ist es schlichtweg gefährlich. Da kommt mir nebst dem teuren Benzin auch noch zugute, dass es oft bergauf geht und ich ihnen tatsächlich Motor-mässig überlegen bin (mit grad mal 400ccm) J
Aber eben; ich bin gut in Cusco angekommen, habe mich durch’s Einbahngewirr zum Hostel gekämpft und freue mich nun auf das morgige 4-Tages-Trekking in Richtung MachuPicchu. Nicht der berühmte Inka-Trail, der ist seit Monaten ausgebucht, da auf 500 Personen pro Tag limitiert. Ich mache den sogenannten kurzen Salkantay-Trek - ist im www gut zu finden ;-) ich bin natürlich schon gespannt, wie gut ich mit der Höhe klarkomme und dem Umstand, dass ich in letzter Zeit ja nicht sooo viel gelaufen bin. Aber ich bin gut aklimatisiert und fühle mich putzmunter ;-)

Mehr über Cusco, mein Abenteuer, auf über 4600MüM zu laufen (und zu zelten) und natürlich den berühmten MachuPicchu dann im nächsten Blog.  Hasta luego mi amigos