Dienstag, 30. April 2019

SuzyBluegoes east 2019: Griechenland übers Land, 26.-30.4.

Nachdem ich die Klöster besichtigt und eine doch recht ruhige Nacht verbracht habe - ob wohl keine Truthähne mehr übrig sind? - geht es nun zügig in Richtung Ägäis. Genauer gesagt plane ich nach Neoi Pori zu fahren und dort auf die Motorradgruppe von Muztoo zu warten. Ich kenne den Fahrer des Begleitfahrzeuges von einem HU-Treffen und wir freuen uns beide schon total, ein bisschen übers Motorradreisen zu quatschen. Zudem könnte er eventuell Neuigkeiten zur Einreise in den Iran haben. Ach ja, die Geschichte kennt ihr ja noch nicht - aber davon später in allen Details.

Ich fahre möglichst Nebenstrassen, suche aber (noch) keine Schotterstrassen. Bin noch nicht ganz im Reisemodus angekommen und geniesse es einfach, auf kleinen, verlassenen Strassen kreuz und quer durch die Pampas zu fahren. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, mal Ackerfelder, mal Eichenwälder, rauf und runter....





Auch einigen Tieren begegne ich, die bei uns in dieser Menge doch eher selten anzutreffen sind. Resp. sogar nur im Zoofachhandel erhältlich ;-)



Beim unten abgebildeten Exemplar - das erste von vielen - konnte ich nicht anders. Ich musste anhalten und sie von der Strasse retten. Bei dem Tempo, mit dem sie unterwegs war, wäre sie in einer Woche noch nicht auf der anderen Seite angekommen. Dass es aber auch ganz anders geht, sah ich kurze Zeit später:  eine kleine Schildkröte lief schnurstracks quer über eine Schnellstrasse!!!! Mit hochgestellten Beinchen, rausgerecktem Kopf hatte die grad einen ziemlichen Speed drauf. Ich hoffe, sie hat es unbeschadet rübergeschafft...




Ein weiteres "Phänomen" sind die unzähligen Kapellchen und Schreine an der Strasse. Die Schreine - auch Proskinitaria genannt - haben ihren Ursprung eigentlich darin, dass die Bauern, auch wenn sie auf dem Feld arbeiteten, eine Möglichkeit haben wollten, jederzeit ein Gebet sprechen zu können. Deshalb haben sie diese  kleinen Schreine aufgestellt, meist mit einigen Heiligenbildern und einem Öllämpchen drin.
Heutzutage werden sie auch als Erinnerung an Unfallopfer aufgestellt. Wenn ich die riesige Anzahl davon bedenke, spricht das nicht grad für das Fahrkönnen der Griechen.







In Neoi Pori angekommen wurde ich schon herzlichst vom Hotelbesitzer begrüsst und meine SuzyBlue durfte es sich über Nacht zwischen dem Gartenmobiliar bequem machen. Ich hatte ein herrliches Apartement für mich, inklusive Terrasse mit Blick auf die nahen Berge. Da es noch überhaupt keine Saison war, die Zimmer entsprechend günstig und die Dörfer - ähnlich wie an Italiens Küste - noch ziemlich verlassen.
Am Samstag machte ich dann einen richtig faulen Tag; mehr als zu einem Strandspaziergang zum nächsten Dorf hat es nicht gereicht. Dolce far niente war angesagt ;-)





Am Sonntag wollte ich es nun aber dann doch wissen; ich hatte ja am Samstag genug Zeit, mir die umliegenden Berge anzsuchauen. Und ich habe bemerkt, dass das ja die Bergkette des "Olymp" ist. Den Götterberg gibt's ja tatsächlich und er ist mit 2918müM auch der höchste Berg Griechenlands. Vermutlich auch daher als "Sitz der Götter" auserkoren. Und dieser Berg - und die anderen Gipfel rechts und links -  waren nicht nur schön anzuschauen sondern man konnte sie auch wandernd erkunden. Ein bisschen Bewegung kann ja nicht schaden, nur immer auf dem Motorrad sitzen macht nämlich nur bedingt fit.
Nach einem herrlichen Kaffee und einem Stück vom Osterzopf - die Griechen feiern erst jetzt Ostern - bin ich die 40km zum Startpunkt gefahren. Eine herrliche kleine Passstrasse führt nach Prionia, das bereits auf 1100müM liegt. Ab da hiess es dann marschieren. Der sehr gut gepflegte Wanderweg führte zuerst durch einen herrlichen Buchenwald, der dann von Föhren abgelöst wurde. Phhhh..... ich merke, dass meine Kondition alles andere wie auf dem besten Stand ist. Aber es wird nicht gekniffen, schliesslich will ich in Pakistan noch viel höher rauf wandern.
Frühlingsblumen wechseln sich mit Schnee-Resten ab. Die letzten 100 Höhenmeter dann sogar über ein Schneefeld, das offensichtlich von einer Lawine stammt.
Leider ist das 1. Refugium auf 2100müM noch geschlossen - da hab ich wohl irgendwo etwas Falsches gelesen. Naja; ich mache eine Mini-Pause - länger macht keinen Sinn, weil ich ja auch nur einen Mini-Vorrat mit dabei habe. Zügig geht es dann runter, vorbei an Touristen mit Sneakers (ohne jegliches Profil), die sich ziemlich verunsichert durch das recht steil abfallende Schneefeld quälen. Hmm; selber schuld, wer geht auch mit solch doofen Schuhen wandern.







Mein Knie macht mein doch recht forsches Runterlaufen erstaunlicherweise prima mit und zur Belohnung für diese Strapazen gönne ich mir dann zurück in Prionia eine Portion Tzatziki.... das Bierchen verschiebe ich auf später, muss ich ja zuerst noch zurück isn Hotel fahren.
Am späteren Abend dann treffe ich Chris und die MotorradfahrerInnen aus der Schweiz. Aber statt entspannt plaudern darf ich ihm bei der Reparatur eines Motorrades assistieren - sprich ich leuchte mit der Taschenlampe und reiche ihm die Werkzeuge. Jetzt weiss ich, wie sich eine Operationsschwester fühlt ;-) 
Die ganze Prozedur findet auf dem Trottoir direkt vor dem Hotel statt - auf weissem Marmor notabene. Aber statt dass der Hotelmanager sich darüber aufregt, bringt er noch zusätzliches Licht und fragt, ob er uns sonst irgendwie behilflich sein kann.
Irgendwie eine lustige Situation. Chris und sein Team finden den Fehler nicht wirklich; und das, obwohl Vergaser (haha, und ich hab damit schon wieder etwas gelernt, was ich noch nicht kannte) und vieles mehr auseinandergenommen worden ist. So verabschieden wir uns um Mitternacht voneinander und machen ab, dass ich sie am Morgen noch auf einen Kaffee treffe, bevor sie weiterfahren. 
Nach der doch eher kurzen Nacht bin ich rechtzeitig wieder bei ihnen im Hotel und es reicht noch für einen Kaffee und ein paar Worte über die Situation im Iran und welche Strecke sie fahren werden. Ich mache mich - wie sie auch - dann gleich auf den Weg, aber deutlich entspannter und mit mehr "Umwegen"; in Thessaloniki gibt's einen BoxenStop, zu mehr gelüstet es mich bei den vielen Sonntagsspaziergängern aber auch gar nicht.




Am späteren Nachmittag und wiederum nach vielen herrlichen Kurven erreiche ich den Campingplatz in der Nähe von Kavala. Auch hier merkt man, dass noch nicht Saison ist. Da wartet noch viel Arbeit, bis wieder alles in Schuss ist. Aber für 7€ will ich ja nun nicht etwa noch meckern ;-) zumindest der dazu gehörende Strand ist eine Wucht....


Meine letzte Nacht in Griechenland..... mein nächster Bericht wird dann bereits aus der Türkei kommen.....




Freitag, 26. April 2019

SuzyBlue goes east 2019: "Schwebende" Klöster in Griechenland, 25.4.

...nach der eher unruhigen Nacht steht heute also ein "Klostertag" auf dem Programm. Ich hab's normalerweise ja nicht somit Sightseeing, archäologischen und kulturellen Gedenkstätten, aber die Klöster von Meteora finde ich nun wirklich faszinierend.
Mit einem Tagesticket für 5.50€ kann ich so lange und so oft wie ich möchte mit dem Bus von Kloster zu Kloster fahren, "aufgelesen" werde ich direkt vor dem Campingplatz. Na wenn das mal kein Service ist!!

Ursprünglich waren es wohl Eremiten, die im 11. Jahrhundert die einzelnen Felstürme aussuchten, um dem Himmel tatsächlich irgendwie näher zu sein. Von
daher auch der Name "meteora", der übersetzt "nahe dem Himmel" heisst.
Um 1344 gründete der Mönch Athanasios das erste Kloster, stellte zusammen mit 14 anderen Mönchen die Regeln für das Klosterleben auf und so entstand ein Kloster nach dem anderen.

Soviel in Kurzfassung zur Geschichte. Aber die möchte ich ja nun live erleben.
So steige ich gleich beim 1. Kloster auf der Meteora-Bus-Rundtour aus und erklimme die vielen Treppchen rauf zum Felsen, wo das Kloster "Agios Nikólaos Anapavsás" klein, aber fein thront. Langärmlig und langbeinig müssen die Kleider für alle Besucher sein, die Frauen dürfen sich noch eine Art Wickelrock um die Taille binden, um den Regeln zu genügen. Anschliessend stehen die meisten Räumlichkeiten für die besucher offen. Die Wandmalereien, Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert sind noch sehr gut erhalten und beeindrucken auch mich. Sich vorzustellen, dass damals sämtliche Nahrungsmittel und Personen mit einem Korb und mithilfe eines Flaschenzuges raufbugsiert wurden, ist schon erstaunlich. Hier dazu ein paar Photos:




                 
   





Da es grad bei den einfacher zugänglichen Klostern entsprechend viele Touristen hat, geniesse ich die Möglichkeit, zwischen den Klöstern teilweise zu laufen. Auf verschlungenen Wegen zwischen den bis zu 500m hohen Felsformationen - übrigens auch ein weltbekanntes Klettermekka -  durch uralte Eichenwälder, begleitet nur vom steten Zwitschern aller möglichen Vögel. Einfach herrlich.


So habe ich am Schluss tatsächlich alls Klöster besichtigt - oder bin zumindest
dran vorbeigelaufen; alle bis auf "Agía Triáda:", berühmt geworden durch die Dreharbeiten am James Bond Film "in tödlicher Mission". Ausgerechnet dieses Kloster ist jeweils am Donnerstag geschlossen. Naja.... so oder so ein interessanter und zugleich relaxter Tag.

Morgen dann geht's weiter an die Ägäis.... und damit langsam, langsam in Richtung Türkei....



Donnerstag, 25. April 2019

SuzyBlue goes east 2019: "schwimmend" zu den Griechen, 23.-24.4.

Dienstagmorgen in Rimini und schon keine Spur mehr von Osterferien und entspanntem Verkehr. Aber daran werde ich mich wohl besser wieder gewöhnen, fahren wir Europäer - auch die südländlicheren - total harmlos im Vergleich zu anderen Kontinenten....

Auf kürzestem Weg nach Ancona und hab doch tatsächlich schon meine erste kurze Schrecksekunde... SuzyBlue stottert und ja, ich muss bei Tempo 110 doch tatsächlich auf den Reservetank umstellen. Bei grad mal 300km. Das geht ja gar nicht; SuzyBlue bestraft mich für mein forsches Tempo; normalerweise reicht ihr Tank locker für 400km.... das muss ich wohl im Auge behalten, will ich nicht plötzlich im Nirgendwo ohne Saft stranden.

Die Fähre steht schon bereit und ruckzuck bin ich drin, SuzyBlue neben 3 anderen Motorrädern parkiert und der nette Mitarbeiter kommt sogleich um sie festzubinden. Festbinden? Haha.... für was das Schnürchen genau sein soll, bleibt mir verborgen  und ich hoffe einfach, dass der gute Mann schon weiss, was er macht.






Auch das Einchecken läuft fehlerfrei ab und kurze Zeit später habe ich meine Motorradsachen gegen normale Klamotten getauscht und mache die Fähre unsicher.
Da ich doch gut 17 Stunden unterwegs bin, wollte ich richtig schlafen können und hab mich deshalb in einer 4er-Kabine einquartiert. 


Netterweise waren nur zwei Betten belegt, das sollte also eine ruhige Nacht geben. Sollte! War es beim Ablegen und auch beim Sonnenuntergang noch prima Wetter und ruhige See, wurde es je länger die Nacht dauerte je wilder. Aber ich war genug müde und hatte sicherheitshalber auch eine Reisetablette intus. Rasch fand ich mich daher im Land der Träume wieder. Mitten in der Nacht wurde das Geschaukel dann aber doch recht heftig und meine Zimmernachbarin wechselte ständig zwischen Bett und Toilette hin und her. Da war auch für mich nicht mehr viel an Schlaf zu denken. Zudem machte ich mir nun doch etwas Sorgen um SuzyBlue, traute ich der grünen Schnur, die sie an ihrem Platz halten sollte ja nicht wirklich.

Aber alle Sorgen waren umsonst. Sie stand wie eine Eins an ihrem Plätzchen und so ging es ruckzuck auf's Griechiche Festland. Gute 200km meist Nebenstrassen hatte ich mir vorgenommen, um nach Kastraki zu kommen, resp. zu den Meteora-Klöstern.

Das Wetter soweit ok, angenehme Temperatur nur leider etwas diesig - ob da wohl auch der Saharastaub dran schuld ist? - und so konnte ich die Aussicht auf die umliegenden Berge nicht wirklich geniessen. Aber ich wäre eh nicht dazu gekommen. Der Umstand, dass ich die letzten Monate nicht viel gefahren bin und zudem wieder vollbeladen unterwegs, machte sich die ersten paar Kilometer schon bemerkbar. Also; gemütlich angehen das Ganze, ich hab ja Zeit. Abgesehen davon liessen die Strassenverhältnisse ein Drauflos-preschen auch gar nicht zu. Kommst um die Kurve und schwupss--- die Strasse ist weg... ach nein, mit einem flotten Schwenker ist man wieder auf fahrbarem Belag.


                                    


Aber ist ok, sonst wird's ja auf Dauer langweilig ;-)
Die Strasse immer kurviger, immer höher hinauf und so hab ich schon langsam schneebedeckte Berge rundherum. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Muss aber ehrlich zugeben, hab mich mit der Topographie Griechenlands nicht sehr stark beschäftigt. 


Nach einem gemütlichen Kaffeestop dann weiter über einen kleinen Pass.
Und schon wieder werde ich gestoppt....


Hmm...... da sind offensichtliche auch schon andere dran vorbei, ich probier's einfach mal. Kurvenreich geht's weiter. Ein paar Erdrutsche halbwegs in der Strasse drin sind noch kein wirkliches Hindernis. Aber dann komm ich doch zu einem Schneefeld, das die Strasse überquert. So wie es aussieht, ist da ausser einem Fahrrad noch keiner durchgefahren. Aber eigentlich sollte es schön langsam schon gehn. Zudem sieht die Strasse anschliessend ja wieder prima aus. Aber bevor ich mich an meinem 1. richtigen Motorradtag auf ein Abenteuer einlasse, will ich zuerst mal sehen,was hinter der Kurve liegt. Und  die paar Meter zu Fuss haben sich gelohnt. Hinter der Kurve das nächste Schneebrett, das die Strasse auf längere Distanz zudeckt. Und wie tief das ist, probier ich nicht aus. Also... rechtsumkehrt und zurück. Ich werde wohl noch genug früh bei solchen Situationen nicht mehr umdrehen können. Also gönne ich mir jetzt noch diesen "Luxus" :-)


Kurze Zeit später kommen dann auch schon von weitem die berühmten Sandsteinfelsen, wo die Meteora-Klöster drauf stehen, in Sicht. 



Auf "IOverlander" habe ich einen Zeltplatz gesehen, der zudem taktisch prima liegt, um anderntags die Klöster zu besichtigen. Meine erste Nacht im Zelt - auch wieder etwas unruhig, weil im Nachbarsgarten deutlich hörbar irgend ein Karnivore den Truthähnen in ihrem Verschlag den Garaus machen will. Hab nicht wirklich herausgefunden, ob er erfolgreich war. Auf alle Fälle war es dann plötzlich sehr, sehr ruhig!! Naja..... so konnte ich dann zumindest wieder in Ruhe weiterschlafen....und helfen hätt ich ja eh nicht können.

Weiter morgen dann mit meiner Klosterbesichtigung.....