Dienstag, 8. Oktober 2019

Suzy Blue goes east 2019: Knie-Erholung in der Schweiz, 23.07. - 04.10.

tja.... da sitze ich nun nach beinahe exakt 3 Monaten meiner Reise - und damit +/- bei Halbzeit - im Flieger von Osh via Bishkek und Istanbul zurück nach Hause. Das war so nun ja gar nicht geplant.
Und obwohl ich mich freue, dass mein Freund ja just zu der Zeit in Osh zu Besuch war und wir nun zusammen heim fliegen können, schwankt meine Gefühlslage zwischen "ist halb so wild" und "so eine verd.... Sch...., wieso musste mir das passieren". Nichts desto trotz ist es dann auch ein schönes Gefühl, wieder einmal im eigenen Bett zu schlafen und den gewohnten Luxus wie heisses Wasser in rauhen Mengen, frisches Brot, kein nächtelanges multiples Hundegebell und vieles mehr einfach so geniessen zu können. Und das alles in herrlicher Zweisamkeit - also irgendwie auch total schön.
Ohne im Moment noch genau zu wissen, was mit meinem Knie nun genau los ist, ist mir halbwegs bewusst, dass die Erholung eine Weile dauern wird. Glücklicherweise konnte ich noch von Osh aus einen Termin bei einem Sportarzt für den Dienstag abmachen. Das Ganze geht recht schnell über die Bühne: Arzt, Röntgen, MRI, Arzt. Schon am Donnerstag Morgen weiss ich also, was Sache ist: angerissenes Innenband und leicht angerissener Meniskus am linken Knie. Die gute Nachricht ist, dass ich das Ganze konservativ behandeln kann, sprich mit Physiotherapie und irgendwann auch mit viel Eigentraining. 4-6 Wochen meint der Arzt, inklusive tragen einer Schiene - während 24 Stunden! Die Physiotherapie-Termine werden bis Anfang September schon mal fix gebucht.

 

Ok, DAS tönt nun ja nicht ganz so schlimm. Im Geheimen rechne ich schon aus, wann und wie ich weiterfahren kann. Dass Tadschikistan und auch die bereits gebuchte China-Querung nach Pakistan damit Geschichte ist, ist aber selbst im optimistischsten Fall klar. Somit beginnen die Versicherungs-Rädchen zu drehen; was mit meiner SuzyBlue weiter geht, kann ich erst entscheiden, wenn der weitere Reiseverlauf feststeht. Aber sie ist bei Muztoo in Osh ja in guten Händen und mit all den anderen Adventure-Motorrädern die da rumstehen, auch in bester Gesellschaft ;-)

So übe ich mich nun erstmal zwangsläufig in Geduld, darf ich die ersten beiden Woche mein linkes Bein möglichst nicht belasten. Nun ja; da ich für's Leben gerne lese, ist das keine allzu schlimme Strafe. Ich mache es mir auf unserer Terrasse - mit Blick auf's Stanserhorn - gemütlich und besuche 2x die Woche die Physiotherapie in Luzern. Bald schon darf/soll ich erste leichte Übungen machen, um meine innert Kürze abhanden gekommene Muskulatur wieder aufzubauen. Unglaublich, wie schnell das geht. Und genauso unglaublich, wie quasi diagonal das Gewicht nach oben klettert. Phhhhh..... das wird ein hartes Stück Arbeit.

Als netten kleinen Unterbruch in meinen Regenerations-Prozess besuche ich das Horizons Unlimited Travellers Meeting Switzerland in Meierskappel. Diesmal ohne Motorrad und übernachte auch nicht im Zelt sondern schlafe beim Bauern im Stroh. Diese 3 Tage unter "Gleichgesinnten" tut unglaublich gut, habe wieder interessante Begegnungen mit Motorrad-Reisenden und kann meine aktuelle Reise sogar in einem kleinen Vortrag vorstellen. Das weckt aber natürlich auch wieder meine Reiselust.







Auch ein kleines Motorrad-Weekend mit meinen Kollegen liegt drin. Ich allerdings als Sozia, was es meines Wissens seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Auf Anhieb ist es ein ziemliches Gemurkse, mit der Schiene auf's Motorrad zu kommen, aber Ivan, "mein" Fahrer ist gottlob sehr standfest und so hat das prima geklappt und es macht extrem Spass, wieder mal durch die Kurven zu wetzen ;-)





So frage ich nach 3-4 Wochen dann meine Physiotherapeutin - die unglaublicherweise zufällig den gleichen Nachnamen trägt und dabei nicht mal verwandt ist mit mir - wie es denn ausschaue? Ob das Anfang September dann schon ok sei? Sie lacht und meint: "ne, ne.... da hängen wir grad noch mal einen Block Physio an". Was im Detail heisst: bis Anfang Oktober. Ooohhhhh.... damit hatte ich nun irgendwie doch nicht gerechnet - auch wenn ich zugeben muss, dass die Prognose 4-6 Wochen auch wirklich zu euphorisch war; und der Arzt damit tatsächlich das Tragen der Schiene gemeint hatte, wie sich dann bei meiner Nachfrage herausstellt.
Ok, nun muss ich echt über die Bücher. Eine Weiterfahrt auf der geplanten Route ist damit schlichtweg nicht mehr möglich; im Oktober noch über 5000m hohe Bergpässe fahren zu wollen, wäre einfach zu riskant. Aber ich kann meine Reise so nicht beenden. Natürlich könnte ich theoretisch jetzt einfach in mein gewohntes Leben zurückkehren und mich auf Stellensuche begeben.
Aber das alles fühlt sich zerrissen, irgendwie nicht komplett an. Und ich wüsste im Moment auch überhaupt nicht, in welche Richtung ich stellenmässig gehen sollte. Ich entscheide mich, zumindest den "Nepal-Teil" ansatzweise zu verwirklichen, habe ich ja auch mit dem Hilfswerk ROKPA in Kathmandu schon das eine oder andere abgemacht. Nach erneuter Rücksprache mit dem Arzt und der Physiotherapeutin geben sie grünes Licht, macht die Genesung inzwischen auch massive Fortschritte. Damit ich das dann auch mit gutem Gewissen und ohne Risiko für mein Knie machen kann, bin ich extrem fleissig: Physiotherapie, mit dem Fahrrad nach Luzern und in die Umgebung, leichtes Wandern und zu Hause die vorgegebenen Übungen so oft wie möglich ausführen.





So buche ich dann für Anfang Oktober den Flug nach Kathmandu und hoffe, dass ich bis dahin fit genug bin, sowohl eine geführte Motorrad-Tour wie auch ein leichtes Trekking zu machen. Mitte November werde ich dann wieder nach Hause kommen. Da mittlerweile auch der Rücktransport von SuzyBlue organisiert ist -sie wird zusammen mit 11 anderen Motorrädern von Muztoo mit einem Transportunternehmen in die Schweiz zurückgebracht - ist damit das Projekt "SuzyBlue goes east 2019" dann für uns beide abgeschlossen.




Aber bis dahin werde ich wohl noch einiges erleben und zu berichten haben.... bleibt also dran und lasst euch überraschen :-)