Da ich die Strecke von Puerto Angel nach San Cristobal de
las Casas nicht in einem Tag bewältigen wollte, habe ich mir unterwegs die Zeit
genommen und bin an einem der unzähligen, herrlichen Strände ein wenig baden
gegangen. Gar nicht so einfach, bei den teilweise richtig grossen Wellen, aber
genau die richtige Abkühlung zwischendurch.
Am späteren Nachmittag lag dann noch eine recht lange, beinahe komplett gerade Strecke vor mir. Die wollte ich noch fahren, damit ich dann am nàchsten Morgen mich wieder ins Kurvengetümmel der Bergstrasse stürzen konnte. Schon bald sah ich eine riesige Windfarm rechts und links der Strasse. Ach, was heisst hier rechts und links – soweit das Auge reichte, hunderte von Windturbinen. Völlig beeindruckt von diesem Anblick hab ich natürlich nicht rechtzeitig realisiert, dass die ja auch entsprechend Wind benötigen, um sich so fleissig drehen zu können. Was dann folgte, war echt die Härte: permanente brutale Seitenwinde, immer wieder durchbrochen von noch heftigeren Windstössen. Ich hatte alle Mühe, mein Motorrad in der Spur zu halten; fuhr die ganze Zeit mit leichtem Links-Schlag aber immer auf der Hut, damit ich bei einem Windstop nicht wegkippte. Vorbeifahrende LKW’s haben die eh schon ungemütliche Situation dann jeweils noch verstärkt. Aber ich bin heil durchgekommen und hab mir erleichtert das erstbeste Motel „unter den Nagel gerissen“, wie immer recht preiswert, mit Parkplatz und in der Nähe vom Dorf, um mich noch mit etwas Futter und einem Bierchen (und viiiiiel Wasser) einzudecken. Und wieder einmal wurde ich vom Verkäufer der Dorfladens angesprochen: woher, wohin, welche Maschine; hat sich total gefreut, mit mir zu plaudern – und ich natürlich auch. Soweit reicht nämlich mein Spanisch inzwischen ;-)
Am nächsten Tag – Sonntag – dann gemütlich die Bergstrecke
rauf nach San Cristobal de Las Casas. Wie immer am Sonntag praktisch kein
Verkehr, konnte mich prima in meinem Tempo von Meereshöhe wieder auf 2000MüM
raufschrauben. Das mit dem „praktisch kein Verkehr“ war dann aber schlagartig
vorbei, als ich in San Cristobal angekommen bin. Ein total hübsches, aber verrücktes,
touristisches Städtchen - das übrigens alle paar Stunden irgendwelche Böllerschüsse und Feuerwerk hochlässt - auch frühmorgens! Durch die engen Gassen durch (mit gefühlt tausend Einbahn-Stassen) und wieder einmal bei
einer Parade hängen geblieben. Die hatte aber schon viel mehr Züge mit einem
unserer Fasnachtsumzüge – mit entsprechenden Masken und Musik. Obwohl es selbst
auf dieser Höhe recht warm war, hab ich dieses Schauspiel genossen, war dann
aber natürlich froh, als ich in meinem Hostel angekommen bin. Und wieder das
Motorrad mitten im Innenhof reingestellt. Und welche Überraschung: Motorrad-
und Fahrradfahrer bekamen die 1. Nacht geschenkt! Das Rossco’s ist echt ein tolles
Hostel, mitten im Getümmel der Stadt drin. Und da hab ich mich nach einer
kurzen Dusche auch reingestürzt. Viele Martkstände mit lokalen Produkten (gewebte
Kleider, Schals, Schmuck, Lederwaren, etc.) und wie immer überall die mobilen
Strassenhändler, viele davon vom indigenen Volk der Tzotzil-Maya. Was eher
erstaunt (und mich persönlich gestört hat), waren die vielen gestrandeten
Hippies, die mit ihrem selbstgebasteltem Schmuck den Indios die Kundschaft
streitig machten. Hab mir dann erklären lassen, dass es ursprünglich vor allem
Argentinier waren, inzwischen aber quasi alle Nationalitäten vertreten sind –
es hat sich mir allerdings nicht ganz erschlossen, wieso sie ausgerechnet San
Cristobal dazu ausgesucht haben. Die mobilen Strassenhändler sind eh so `ne
Sache: es ist manchmal schon recht mühsam, aller paar Minuten angesprochen zu
werden und immer wieder: „no, muchas gracias, compro nada“. Aber das gehört
hier einfach zum Alltag. Am Montag dann einen faulen Tag eingeschaltet, meine
Motorradkleider gewaschen und die kommenden Tage geplant; sind meine Tage in Mexiko
nun ja definitiv gezählt. Bei dem gute 2 Stunden dauernden deftigen Nachmittagsgewitter
war ich heilfroh, dass ich auf eine Ausfahrt verzichtet hatte – das wäre kein
Spass gewesen. Am Abend dann ein „bonfire“ (Lagerfeuer) im Innenhof des Hostels
und Kostproben von verschiedenen Mojitos….uiuiuiui….. allzuviele davon sind
nichts für mich – aber fein sind sie ;-)
typische Tzotzil-Maya Strassenverkäuferin |
da fühlt sich auch meine Suzy Blue gut aufgehoben |
im Innenhof des "Rossco's Hostel" |
Am Dienstag dann früh los, da ich nach Palenque fahren und
auch noch die berühmten Maya-Ruinen anschauen wollte. Ich habe inzwischen
gelernt, dass, auch wenn die Strassen ok sind, mehr als 50kmh im Durchschnitt
schlichtweg nicht zu machen ist. Zu viel Zeit fressen die vielen Dörfchen mit
den wie immer unzähligen „bumps“ (ach wie mich die inzwischen nerven!). Und
schliesslich will ich ja auch noch etwas von der Landschaft sehen – und zwischendurch
mal ein Photo gehört auch dazu. Und ein Taco-Stop gegen den Hunger natürlich
auch :-)
grrrrrrr.......kein weiterer Kommentar! |
Die Bevölkerung in dieser Gegend (Chiapas = gefürchtete
Zapatisten) lebt oft sehr ärmlich und nützt jeden Meter, um meist Mais anzubauen.
Viele Häuschen (manchmal wirklich nur Bretterbuden) augenscheinlich noch ohne
Strom und sonstige Annehmlichkeiten der „modernen Welt“. Was auf den ersten Blick
doch recht gefürchtig daher kommt, aber hier halt auch zum Alltag gehört: viele
Menschen sind mit riesigen Macheten unterwegs. Aber natürlich nicht, um vorbeifahrende
Schweizer Motorradfahrerinnen zu bedrohen - sie winken mir zwar mit den Teils zu, aber aus lauter Freude - sondern um ihren täglichen Arbeiten
auf den Feldern nachzukommen. Nichtsdestotrotz ein gewöhnungsbedürftiger
Anblick.
Nach den recht angenehm kühlen Temperaturen in San Cristobal
herrschen dann in Palenque wieder schwülheisse weit über 35°C. Ich, die sonst
nicht so leicht schwitzt, bin innerhalb Minuten pitschnass, Bächlein fliessen
überall: übers Gesicht und in alle vorhanden Tälchen ;-) Wasser-Nachschub also
auch bei mir nun tatsächlich immer ein Thema. Da dies mein letzter Tag in
Mexiko ist, hab ich mir den Luxus eines Guides gegönnt, der mir in Spanisch den
engen Kreis der wichtigsten Ruinen erklärt hat. Palenque ist eine unglaublich
grosse Ruinen-Landschaft, wobei nur 20% für die Allgemeinheit zugänglich sind.
Die restliche Fläche ist Naturschutzgebiet und wird per Satellit überwacht. In
diesem Gebiet würden sich noch unzählige, überwucherte Ruinen befinden. Auch
hier wieder beeindruckend, wie die Maya’s lebten, regierten und während Jahrhunderten
das ganze Gebiet beherrschten. Erich von Däniken hier übrigens ein Thema, hat er sich doch einigen Figuren "angenommen" und seine eigenen - ziemlich abstrusen- Interpretationen dafür gefunden. Er wird als "Aleman" vorgestellt und aus hoffentlich verständlichen Gründen habe ich darauf verzichtet, diesen Fehler zu korrigieren.
der Baum des Lebens |
So geht mein letzter Tag in Mexiko mit vielen interessanten
Eindrücken zu Ende. Morgen werde ich in EL Ceibo die Grenze zu Guatemala
passieren. Und damit dieses unendlich grosse, wunderschöne Land bereits
verlassen. Keine Minute – mal abgesehen von den Problemen mit der
Fahrzeugewilligung – hab ich mich hier unwohl oder gar bedroht gefühlt. Auch
hier habe ich in diesen 3 Wochen wieder "nur" einen Bruchteil gesehen. Man könnte hier Wochen verbringen, so unglaublich viel und vielseitiges hat
Mexiko zu bieten. Die Menschen, die ich angetroffen habe, resp. die mich ja oft
auch von sich aus angesprochen haben, durchwegs freundlich und interessiert. Und
in die Musik des berühmtesten Chiapa-Vertreters (in BEzug auf Musik) habe ich mich eh sofort verliebt
(Julion Alvarez y Su Norteño Banda) und nachdem ich sie überall immer wieder
gehört hatte, in San Cristobal dann auch endlich rausgefunden, von wem sie
stammt. Und nun höre ich sie rauf und runter :-)
Tja – somit also ein weiteres Land auf meiner Reise, das ich
sicher wieder einmal besuchen möchte. Wenn das so weiter geht, werde ich mir
meine Ferien in Zukunft gut einteilen müssen ;-)
Welche Ferien??? ;-) lg, gb
AntwortenLöschenuuuuppsss...... erwischt :-)
Löschennaja........irgendwann......vielleicht.....
Ola Judith
AntwortenLöschenGut deine Eindrücke und Erfahrungen zu lesen, denn anders als in vielen Medien dargestellt gibt es auch viele friedliche und ruhige Staaten in Mexiko!
In allen Ländern sind die meisten "Eingeborenen" voll in Ordnung und Ausnahmen gibt es überall. Kulturell und landschaftlich gehört Mexiko sicher zu den interessantesten Ländern. Wir sind gespannt wie es dir in Guatemala gefällt…?!
Beste Grüsse U9 hinten rechts:-)
Hola mi amigos vom U9 hinten rechts....
LöschenIch greife schon mal vor:
1. die Strassen sind grösstenteils vorsintflutlich (ach wenn fahrbar mit meiner Suzy)
2. inzwischen können ein paar Guatemalische Schulkinder und der Chef vom Dorfladen (von einem Dorf mitten in der Pampas): grüezi ond tschüss sagen :-)
3. ich werde es liiiiiben!!!
Haste luego