So komme ich also am Samstagabend problemlos in Antigua an und mache es mir für die nächsten paar Tage gemütlich. Ich treffe mich mit Pat, mit dem zusammen ich voraussichtlich durch Zentralamerika fahren werde, da wir beide am 9. Oktober mit der Stahlratte von Panama nach Kolumbien segeln werden. Für alle, die nun wissen möchten, wer denn dieser „Pat“ ist: www.2ridetheglobe.com Da ist alles Wissenswertes zu finden und da er einen „tracker“ benützt, ist ab jetzt bis auf weiteres auch ersichtlich, wo ich mich grad rumtreibe ;-)
Der Abend ist ruhig, vermutlich „die Ruhe vor dem Sturm“, da
am nächsten Tag die Präsidentschaftswahlen sind. Daher wird auch in ganz
Guatemala ab Samstag Mittag kein Alkohol mehr verkauft! Da Pat schon einige
Tage in Antigua ist, hat ihm sein Spanisch-Lehrer einiges über die Wahlen
erzählt. Wie irgendwie zu erwarten sind viele der KandidatenInnen entweder
korrupt (das Nr. 1-Problem in Guatemala laut der ländlichen Bevölkerung) oder
mit den Drogenbossen verbandelt – oder beides. Obwohl die Guatemalteken ihren
Präsidenten selber wählen können, haben die korruptesten, sprich halt reichsten
Kandidaten die besten Chancen, weil sie während des Wahlkampfs zu den Leuten
gehen und ihnen coole Sachen wie: neue Dächer für ihre Häuser, Elektrizität im
ganzen Dorf, etc. versprechen und ihnen beim Besuch gleichzeitig auch noch
Essen-Pakete und ähnliches schenken. Und offensichtlich lassen sich viele davon
blenden. Spannend beim Wahlprozedere auch die Art und Weise: die Kandidaten
sind mit Photos abgebildet und jeder Wähler macht über das Photo „seines“
Kandidaten ein X. Anschliessend wird sein Zeigefinger mit Tinte bemalt, damit
keiner 2x wählen kann. Grundsätzlich ein intelligentes System, grad wenn viele
nicht lesen oder schreiben können. Allerdings sehen wir am Sonntag, also am
Wahltag bei der Fahrt zum Vulkan viele Strassensperren, die Partei-Busse daran
hindern, „gekaufte“ Wähler aus entlegenen Gegenden ins Dorf zu bringen. Auch
sehen wir bei den Nachrichten am Abend, dass viele Wahllokale bis zum
Wahlschluss nicht alle Personen abfertigen konnten, wieso auch immer. Also
definitiv nicht alles im grünen Bereich. Die Überraschung nun aber: für die
Stichwahl im Oktober (da keiner die nötigen 50% erreicht hat) haben es der
Komiker Jimmy Morales und Sandra Torres (Ex-Frau eines früheren Präsidenten) geschafft.
Man darf also gespannt sein, wer im Oktober das Rennen machen wird. Genauso in
den Sternen allerdings steht auch, wie viel sich grad für die ärmliche Bevölkerung
zum Besseren wenden wird.
Am Sonntag fahren wir dann zu viert früh los, um den Vulkan
Pacaya zu besteigen, resp. soweit rauf zu laufen, wie es eben möglich ist. Nach
einer rumpligen, 1.5stündigen Fahrt in einem kleinen Büsschen kommen wir zum
Ausgangspunkt und laufen die gut 3km rauf in Richtung Vulkan. Zum Guide der Adventure-Firma
kommt noch ein lokaler Guide dazu, der wirklich viel Interessantes zur
Geschichte dieses Vulkans erzählt. Der letzte grössere Ausbruch war im Mai 2012
und auch wenn momentan keine Lava mehr fliesst, raucht er doch immer noch
fleissig vor sich hin. Wir können beim letzten Lavafeld sogar marshmallows
grillieren, so heisse Stellen hat es noch J
Zwar keine sehr lange Tour, so doch sehr spannend und
immerhin mein erster „richtiger“ Vulkan - wenn auch vermutlich nicht mein
letzter auf dieser Reise….
die Volcan-Pacaya-Gruppe: Tourguide David, Pat aus Texas, ich, Kathrina von New Zealand |
Die nächsten beiden Tage verbringe ich mehrheitlich in
Antigua, schaue mir die vielen schönen Gebäude und die noch zahlreicheren,
meist aber leider immer noch zerstörten Kirchen an. Nach dem letzten grossen
Erdbeben von 1773, bei dem Antigua praktisch vollständig zerstört wurde, haben
die Spanier beschlossen, die Hauptstadt zu verlegen ins heutige Guatemala City.
der typische Strassenbelag in Antigua |
der gesamte Kreuzgang - nur für eine einzige Prozession |
im Hintergrund die vom Erdbeben zerstörten Reste |
Meine Lieblingsbeschäftigung aber ist nach wie vor, den Menschen im Alltag zu zuschauen,
am allerliebsten auf dem Markt. Einfach lustig, was da alles abgeht – und in
Antigua, „dank“ den vielen Spanisch-Studenten aus aller Welt, falle ich nicht
mal mehr so sehr auf. Der lokale Markt in Antigua ist sogar so gross, dass ich
mich tatsächlich drin verlaufe: da folgen Bäcker auf Metzger, auf Früchtestand,
auf Kleider, Schuhe, Elektronikartikel, Touristenramsch….. eine unglaubliche
Vielzahl an Farben, Gerüchen und Geräuschen…. einfach herrlich ;-)
Den letzten Tag in Antigua verbringe ich mit den
Vorbereitungen für meine Weiter-Reise: Kopien der wichtigsten Dokumente,
Motorrad checken, mein sheep-skin waschen, Gepäck wieder mal frisch ordnen.,
etc.
Ich bin echt froh, kann ich die Reise durch die
Zentral-Amerikanischen Länder nun mit einem Reisegspänli unter die Räder
nehmen. Es macht vieles einfacher, kann so doch eine Person immer bei den
Motorrädern bleiben, während die andere sich um die Hostel-Suche,
Zoll-Formalitäten und so kümmert. Die stete Furcht um meine Siebensachen auf
dem Motorrad ist damit mal vorläufig vom Tisch. Natürlich ist es wieder eine
Umstellung, sich nicht mehr nur einfach nach Lust und Laune zu bewegen,
anzuhalten, zu übernachten. Aber da Pat genau so unkompliziert scheint wie ich,
sollten wir das schon auf die Reihe kriegen. So geht es morgen Donnerstag früh
also definitiv in Richtung El Tunco in El Salvador, wo es gute und günstige
Hostels hat, da es ein bekanntes Reiseziel für Surfer aus aller Welt ist…… ich
freue mich auf das neue, unbekannte Land und bin gespannt, ob mich auch El
Salvador so positiv überraschen wird Mexiko und Guatemala – von dem ich, falls
ich das noch nicht erwähnt haben sollte, natürlich wieder viel zu wenig gesehen
habe :-)
hmmmm.....bin noch nicht schlüssig, |
welches der beiden mein nächstes Fahrzeug sein wird :-) |
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