So nehme ich als heute morgen Abschied von Molly, wo ich die
letzten beiden Nächte als „couchsurferin“ verbringen durfte – und übrigens
nicht etwa auf einer Couch sondern in einem prima privaten Zimmer mit
Privat-Bad.
Hab nun also die rund 250 Meilen auf dem Plan, um nach Mexiko
zu gelangen. Bei brütender Hitze schon am frühen Morgen, teilweise recht
heftigen – gefühlt mindestens so heissen –Seitenwinden fahre ich also voller Spannung
in Richtung Mexiko. Das läuft schon eher unter Tortur, aber mit dem Ziel vor Augen,
ist auch das fahrbar. Einzig mein Garmin verabschiedet sich schon nach einer Stunde
– dem ist es offensichtlich zu heiss geworden.
Nach regelmässigen Trinkpausen gelange ich kurz nach Yuma an
die Mexikanische Grenze; ein kurzes „Anstehen“ und schwups, bin ich in San Luis
Rio Colorado in Mexiko.
Häää? Aber halt, das geht ja gar nicht. Kein Stempel im
Pass, das Motorrad entsprechend in den USA auch nicht abgemeldet. Zurückfahren
darf ich logischerweise nicht, stelle das Motorrad also möglichst in der Nähe
vom Grenzübergang ab, nehme Helm und Rucksack mit und marschiere zu Fuss zur Grenze.
Mit Händen und Füssen, meinem bisschen Spanisch und etwas Englisch klappt es
dann doch. Ein sehr sympathischer junger Grenzer klärt mich auf, dass ich, wenn ich
länger wie 7 Tage in Mexiko sein will, ein Permit sowohl für mich wie auch für
das Motorrad benötige (hätte ich natürlich schon vorher rausfinden können, ich Frosch. Aber kann man eh erst vor Ort lösen, also kein Beinbruch). Klar, kein Problem – denke ich. Mein Permit ausgefüllt,
mit den Papieren zur Zahlstelle, die gleichzeitig auch die Permits für die Fahrzeuge
ausstellt. Und hier ist nun Schluss mit lustig. Auch sie sehr freundlich, muss
aber ein bisschen kämpfen, weil sie noch nie ein Schweizer Fahrzeug zu
bearbeiten hatte. Das Problem nun aber: sie findet die Seriennummer (VIN) meines
Motorrades nicht im weltweiten Fahrzeug-Registrierungs-System. Wir vergleichen
Fahrzeugausweis, Hersteller-Bestätigung und USA-Bewilligung. Überall die gleiche
Nummer drauf. Gehen zum Motorrad und vergleichen es mit der Platte. Sie macht
sogar ein Photo davon; nützt nichts. Das System findet nur eine Nummer, die bis
auf zwei Zahlen (33 statt wie bei mir 88) übereinstimmt. Aber auch das nützt
nichts. Sie kann/darf mir so keine Bewilligung ausstellen. Ich bin völlig
erschlagen. Fertig von der Hitze, nach rund 3 Stunden beim Zoll nun diese
Nachricht. Ich hole mir meinen Stempel für meinen Pass und es ist dem jungen
Zöllner anzusehen, dass ich ihm richtig leid tue. Nun ja, noch hab ich ja 7
Tage Zeit, das Problem in Angriff zu nehmen. Mag mir im Moment nicht
vorstellen, was ist, wenn ich das nicht auf die Reihe kriege.
So fahre ich also los in Richtung Westküste der Baja California.
Ab morgen hab ich mich in der Nähe von Ensenada in einem kleinen Hostel
eingebucht, um anzukommen, zu planen, mein Spanisch aufzupeppen. Und eben: mein
Motorrad-Problem zu lösen versuchen – eh nicht einfach bei den 9 Stunden
Zeitunterschied. Es ist bereits 19 Uhr, ich habe noch keine Ahnung, wo ich
schlafen werde. Aber da ich mich grad auf einer Hauptverkehrsachse bewege, werde
ich schon was finden. Die Gegend, die Häuser zwar schon recht ärmlich, der
Fahrstil der Mexikaner lässt keine Ablenkung zu. Aber tatsächlich sehe ich kurz
vor Mexicali ein Motel, das prima daherkommt. Fahre kurzerhand rein, finde es
zwar ein bisschen speziell, dass sich die Rezeptionistin nicht zeigt sondern
quasi durch verspiegelte Scheibe und geöffnete Schublade mit mir kommuniziert,
aber was soll’s. Das Zimmer kostet grade mal 20$, mit Garage dazu. Ich stelle
das Motorrad in die Garage und erst als ich das Zimmer betrete, wird mir klar,
wo ich da gelandet bin. Ein herrliches Zimmer mit riesigem Bett, grossem Bad, alles in romantischem Licht
und einer Liste von „Spielzeugen“, die man auf Bestellung kaufen könnte. Ein
Stundenhotel. Ich krieg mich fast nicht mehr ein vor Lachen. Bestelle mir –
nein, natürlich keine „Spielzeuge“ - sondern für grad mal 10$: 2 Bier, 1 Liter
Wasser, ein Clubsandwich und eine kleine Pizza. Das ist mir in dem Moment so
etwas von egal, wer da rechts und links und gegenüber sich mit was auch immer
die Zeit vertreibt. Ich hab ein Zimmer und meine Suzy ist sicher eingeschlossen :-)
So kann ich Energie sammeln für die Herkules-Aufgabe, die
mich wohl erwartet. Drückt mir also die Daumen!!!
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