Nachdem ich den ersten Schock überwunden und in dem ja doch
eher speziellen „Motel“ prima geschlafen habe, bin ich am Montag durch’s Inland
der Baja California in Richtung Ensenada gefahren. Und da sind sie wieder –
diese unendlichen Weiten: die Baja California kurz zusammengefasst: Sandstrände, wilde Küsten, Salzseen,
Berge, Hügel, ein paar feine Weingebiete, teilweise recht grosse Plantagen
(Tomaten, Zwiebeln und ? die waren alle zugedeckt) und ansonsten: Kilometer um Kilometer
um Kilometer Wüste in rötlich, Wüste in gelblich, Wüste in weisslich, Kakteen in allen
Formen und Grössen….
Ich war total froh, habe ich ein Hostel etwas ausserhalb von Ensenada gebucht; Ensenada eine richtige Touristenhochburg, vollgepackt mit Touristenläden. Ich habe mich für die kommenden Tage, sprich bis mein Problem entweder gelöst oder ich wieder ausreisen muss, im Hostel „Sauzal“ im gleichnamigen Ort einquartiert. Maria hat ihrem Hostel zu Recht den Beinamen „Hostel Sauzal - a Baja California getaway“ gegeben. Klein (nur 8 Betten), 2 Duschen & 2 Toiletten. Aber total schön, heimelig, ruhig, gut eingerichtet mit einer herrlichen Sicht auf’s Meer und einem unschlagbaren Sonnenuntergang. Dazu total persönlich geführt und auch die beiden Hunde (dabei vor allem der gesellige Bandido) haben gut für die Gäste geschaut ;-)
Am Dienstag dann also nichts wie los und Kontakt aufnehmen
mit meinem Suzuiki-Mech in der Schweiz um rauszufinden, was bezüglich nicht
registriertem Motorrad unternommen werden könnte. Der konnte sich das auch
nicht erklären und hat seinerseits begonnen, alle möglichen Fäden zu ziehen und
„rumzustürmen“ – auch ich habe es über alle mir denkbaren Kanäle probiert mit
dem Gedanken, wenn möglichst viele an dem Problem dran sind, wird sich
irgendwie eine Lösung finden. Und es hat ehrlich gesagt schon gut getan zu
realisieren, wie viele Leute sich kümmern und mir zumindest alle erdenklichen
Daumen drücken!
Bis Donnerstag war allerdings noch keine Lösung in Sicht,
Suzuki Japan liess mit einer Antwort auf sich warten. Ich schwankend zwischen
total frustiert, ängstlich was wenn und einfach auch total sauer über den Bock,
den irgendein ....xkxkkxkxxkkx.... geschossen hatte.
So habe ich mich
dann doch überwunden und bin am Mittwoch auf Entdeckungsfahrt rund um Ensenada
gefahren und anschliessend noch an die Beach zum "runterfahren". Und es hat gut getan.
Tags darauf gleich nochmals zum „bädele & sönnele“, allerdings diesmal – so
wie offensichtlich alle Mexikanischen Frauen – in Shorts und T-Shirt statt „nur“
im Bikini. Zwar etwas ungewohnt, quasi
in Kleidern baden zu gehen, aber ich falle ja sonst schon genug auf unter all
den Mexikanern (und nicht nur, weil ich im Vergleich zu den meisten einen Bruchteil
auf die Waage bringe).
Am Freitag dann coolerweise ein offizielles Schreiben von Suzuki Schweiz, das bestätigt, dass mit meinem Motorrad alles in Ordnung ist. Nicht, dass es das nicht schon vorher gewesen wäre, aber in der Hoffnung, dass sich der Mexikanische Zoll dann erweichen lässt, mir eine temporäre Bewilligung auszustellen (und da Suzuki Japan ja immer noch nichts von sich hören lässt). Ich also nichts wie los, den Brief im nächsten Internetcafe farbig ausdrucken und die 90km nach Tijuana fahren. Aus Mexiko in die USA ausreisen (mit Passkontrolle) und gleich wieder nach Mexiko einreisen (wieder ohne Passkontrolle). Nur diesmal wusste ich ja, was ich machen muss. Motorrad also beim „ich hab was zu deklarieren“ Teil parkiert und zum entsprechenden Schalter marschiert. Wieder ein total freundlicher Zollbeamter, der gottlob gut Englisch konnte. Hab ihm alles erklärt und ihm alle meine Dokumente vorgelegt. Während er gemütlich alles im System eintrug, haben wir zusammen Deutsch-Spanisch geübt (er Deutsch, ich Spanisch). Da meine Seriennummer ja nach wie vor nicht eingetragen ist, musste er schlussendlich noch einen Anruf beim zuständigen Amt machen (vermutlich alias MFK), um quasi diesen Schritt auslassen zu dürfen. ET VOILÀ: ich hatte die Bewilligung, für die nächsten 175 Tage legal in Mexiko unterwegs sein zu dürfen, in meinen Händen. Ehrlich, ich hätte den guten Mann am liebsten abgeknutscht. Aber nachdem ja immer ein Mensch mit Maschinengewehr in der Nähe stand, hab ich das dann doch sein lassen und bin überglücklich zurück in mein Hostel gefahren. Und hab vor lauter Freude vergessen zu tanken; nachdem ich den Benzinhahn schon auf Reserve gedreht hatte, war 40km später immer noch keine Tankstelle in Sicht. Kurz im Mini Markt gefragt, wo denn die nächste Tankstelle ist und wieder los, in der Hoffnung, dass das bisschen noch sichtbare Benzin für die ca. 5km reichen. Nichts da: nach 2km war Schluss. Gottlob ist mir eingefallen, dass ich rechts ja auch noch einen Benzinhahn hatte (Resultat meines grossen Tanks). Den auch noch auf Reserve gedreht und mit viel Beten tatsächlich bis zur Tankstelle gekommen. Ich vermute, dass ich noch max. 1-2km weiter gekommen wäre!!! Ich riesen Dusel, ich!!!! Aber dafür weiss ich jetzt, dass eine Tankfüllung für mind. 497.6km reichen ;-)
Zurück im Hostel
hab ich mich wieder voll Elan ans Organisieren der nächsten Tage gestürzt: die
Baja California runter, um dann die Fähre auf’s Mexikanische Festland zu
nehmen.
So bin ich nun also
wieder glücklich durch die Baja California unterwegs und passiere die sporadisch
auftauchenden Militärkontrollen mit einem grossen Lächeln im Gesicht – wobei ich
nicht weiss, ob ich das immer noch lustig fände, falls mich mal eine zum
Anhalten auffordert!?
An dieser Stelle
möchte mich also bei allen bedanken, die mich in dieser Situation aus der Ferne
mental und vor allem aber natürlich auch real unterstützt haben. Allen voran
Christof Müller von Müller 2Rad in Emmen und Frankonia, dem Generalimporteur von
Suzuki Schweiz.
Es tut gut zu
wissen, dass ich zwar solo unterwegs bin – aber doch nie ganz alleine :-)
Hasta luego, mi
amigos!
Hallo Judith
AntwortenLöschenTja, wie doch die Zeit vergeht. Danke für die schönen Fotos und die Berichte. Da schwelgen wir in alten Erinnerungen! Wir wünschen dir weiterhin eine gute Fahrt und viele unvergesslich schöne Erlebnisse.
Grüessli vom Stollbärg
Sandro und Dagmar
Ola Judith
AntwortenLöschenDas über Kreuz-Daumen-Drücken hat sich somit bestens bewährt:-) Ende gut alles gut! Da freut sich die Pilgergemeinde für dich und auf weitere interessante und Einblicke deines Abenteuers!
Liebe Grüsse vom U9 - 4 Etage - hinten rechts