Sonntag, 9. August 2015

5. – 8. August: Monument Valley mit 1 PS – und meine letzten Tage in Nordamerika (hoffentlich)



Da ich nur 100 Milen vom Monument Valley geschlafen habe, musste ich erstens nicht früh losfahren und war zweitens doch am Mittag schon im Monument Valley. Der Weg dahin zwar alles andere als ein kurvenmässiges Highlight, aber mit jedem Kilometer hat man realisiert, was da auf einem zukommt. Mich erschlägt die schiere Weite dieses Landes immer noch. Und die unglaublichen „Gebilde“, die die Natur in jahrmillionen geschaffen hat – oder wie die Navajos sagen: mother earth
Ich fahre natürlich auf direktem Weg zum Visitors Center, wo die drei berühmteten „buttes“ wunderbar zu sehen sind. Da die Schotterstrasse rund um die „monuments“ nur für 4x4 und Touristenbusse zugänglich war, nicht aber für Motorräder, hab ich mich kurzerhand entschlossen, mal zur Abwechslung auf 1 PS umzusteigen und habe eine Tour mit Pferd gebucht. So sind wir um ein paar andere „monuments“ geritten, aber natürlich auch mit Sicht auf all die aus Filmen und Werbung bekannten. Dank dem Umstand, dass das mitreitende Päärchen nicht so gut unterwegs war mit ihren Pferden, war ich immer vorne bei unserem Navajo-Guide Herb und konnte mich prima mit ihm unterhalten und ihm viele Fragen stellen über sein Leben, wie er aufgewachsen ist, wie er die Zukunft für seine Leute so sieht. Und er hat die Gelegenheit auch genützt und mich über Europa, die Schweiz und über die Aborogines in Australien – er hat rausgefunden, dass ich schon mal da war – ausgefragt. Es war ein tolles Erlebnis und ich war schlussendlich ganz froh, war mir die Touristen-Tour mit dem Motorrad untersagt. Viel näher in der Natur und interessant dazu. Ich wäre ja zwar ab und zu schon gerne etwas schneller geritten – so richtig im Westernstyle ;-) aber unser langsame Päärchen hat dafür bewirkt, dass unsere Tour statt den bezahlten 2 rund 3 Stunden gedauert hat. Es hat richtig Spass gemacht – und ich glaube, mein Pferd „Mustang“ war mit mir auch recht zufrieden ;-)  Allerdings war mein Allerwertester schon froh, wieder runter vom Sattel zu dürfen. Ist halt schon was anderes, als auf dem Motorrad zu sitzen.















Nach dem obligaten rumstöbern im Touristenshop bin ich dann zu meiner Location für diese Nacht gefahren: Monument Valley Tipi Village: von einer Navajo-Familie neu erstellt und betrieben. Nicht gross, aber echt schön gemacht und richtig coole Tipi’s zum mieten. Und wieder extrem sympathische und erzählfreudige „locals“. Es ist total etwas anderes, wenn du mit den Einheimischen direkt über ihr Leben, ihre Geschichte und ihre Probleme reden kannst.



So bin ich nach einer richtig romantisch-kitschigen Nacht am nächsten Tag wohlgemut in Richtung Phoenix aufgebrochen. Da ich am Freitag morgen den Termin für den grossen Service abgemacht hatte, hab ich unterwegs nicht mehr viele Zwischenstops gemacht –ausser einem Abstecher auf eine prima Schotterstrasse als Abkürzung - sondern hab quasi Kilometer abgespult und noch eine Nacht auf einem „noname“-Zeltplatz eingeschoben. Krass allerdings, wie sich die Landschaft in Richtung Phoenix komplett verändert hat: plötzlich wieder Wälder, Seen- und geichzeitig Kakteen in den bekannten „dreizack“-Formen. Und ein markanter Höhenunterschied; hab erst jetzt realisiert, dass ich mich in den letzten 10 Tagen immer irgendwo um die 2000-2500müM aufgehalten habe.

In Phoenix dann schnurstracks zum Töffmech, wieder eine prima Bude mit echt coolen Jungs. Die hatten wieder mal ihren Spass an mir schrägem Vogel, der so eine Reise macht und dann noch alleine. Ausser dem hinteren Reifen gewechselt, fehlt Suzy nichts und sie hat die „Erneuerungs-Kur“ bestimmt genau so genossen, wie ich jeweils die Dusche nach einem langen Tag. Während ich auf mein Motorrad wartete, hab ich ein Paket mit all meinen Zelt-Sachen gepackt. Ab sofort ist Zelten kein Thema mehr. Mit einem weinenden (es waren doch schöne, spezielle Momente im Zelt) und einem lachenden Auge (viel weniger Gewicht, die Packerei vorbei) habe ich alles verpackt. Einerseits aus Sicherheitsgründen ein Vernunftsentscheid und zudem werde ich vor allem in Central-Amerika wohl in die Regenzeit reinfahren – und dann ist zelten definitiv nicht mehr lustig.
Die beiden Nächte in Phoenix hab ich zum ersten Mal als „couchsurfer“ verbracht. Eine total coole Sache, die mir ein anderer Biker empfohlen hat. Eine „community“ von Leuten in aller Welt, die ein Bett, ein Zimmer, eine Couch übrig haben und gerne hin und wieder mal Menschen aus aller Welt kennen lernen. Total simpel und funktioniert grandios - nebst dem Umstand natürlich, dass es nichts kostet. So konnte ich bei Molly in ihrem Haus übernachten, einer total coolen Frau, die selber jahrelang mit dem Segelboot und mit Rucksack unterwegs gewesen ist. Und am Samstag abend mit einem ihrer Freunde an einer Auto/Motorrad-Show unterwegs, der grad dran ist, ein Business mit Offroad-Touren aufzubauen ;-) es wurde uns auf alle Fälle nicht langweilig, es gab viel zu erzählen und Erfahrungen/Erlebnisse auszutauschen.
Und so gehen meine letzten Tage in Nordamerika richtig gut zu Ende: Suzy ist gewappnet für die kommende vielen Kilometer, das Gepäck neu geordnet, die Mexiko-Zentralamerika-Karten schon wieder mal „beschnuppert“ und das Spanisch-Wörterbuch ausgepackt. Rund 6 Wochen und 12‘000km sind es her, dass ich die Schweiz verlassen habe. Eine unglaublich gute Zeit, die vielen sympathischen Menschen, die phantastischen, beeindruckenden Landschaften, die Varietät von Farben, Berge, Küste, Wälder, Wüste. Ich muss es zugeben, ich hab mich echt ein bisschen in die USA verliebt (die Politik und vieles mehr - z.Bsp dass in Phoenix gefühlt jeder zweite mit einer Pistole im Halfter rumläuft - lass ich jetzt ausnahmsweise mal ausser acht) -  zumindest in den (kleinen) Teil, den ich sehen und er“fahren“ durfte.
Es geht mir gut beim alleine Reisen, möchte glaub’s nicht mehr tauschen; auch wenn es natürlich ab und an schön wäre (abgesehen dazu natürlich auch hilfreich in gewissen Situationen!), eine Reisebegleitung zu haben. Die Freiheit ist so einfach eine komplette. Die einzigen Grenzen setze ich (oder mein Motorrad) mir selber. Freue mich also auf alles, was kommt, auch wenn ich mir sehr bewusst bin, dass ich nun die „Comfort“-Zone verlasse: fremde Sprache, fremde Kulturen, Essen, einfach alles wird neu und unbekannt sein. SPANNEND wird’s auf alle Fälle sicher.  





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