Wir stehen heute früh auf, legt die Fähre zurück nach Ullapool doch bereits um 8 Uhr ab.
Heute stehen ein paar dunkle Wolken am Himmel und wir rechnen halbwegs damit, dass uns das berühmte Schottische Wetter nun doch noch einholt.
In Ullapool
angekommen füllen wir noch kurz die Tanks – wer in Schottland gern auf den
kleinen Landstrassen unterwegs ist, sollte seine Tankanzeige gut im Auge
behalten, Tankstellen sind recht dünn gesät! – und fahren dann immer der Küste
entlang in Richtung Norden, sprich zu den Highlands. Unterwegs machen wir noch
einen kurzen Abstecher zu einem kleinen Kaff an der Küste. Ist zwar eine
Sackgasse, aber die Landschaft einfach zu beeindruckend, um sie auszulassen.
Regen? Noch hält er sich zurück, auch wenn die schwarzen Wolken bedrohlich über uns stehn. Der sonst so leuchtend gelbe Ginster scheint geradezu blass; dazu weht nun doch ein rechtes Lüftchen. Einzig die vielen Schafe am Strassenrand sind gänzlich unbeeindruckt und gehen gemächlich ihrem Hauptzeitvertreib nach: Gras fressen. Oftmals heben sie noch nicht einmal ihren Kopf, wenn wir vorbei fahren – sie haben schliesslich wichtigeres zu tun – einzig die Lämmchen finden uns recht beängstigend und suchen meist Hals über Kopf Schutz hinter ihren Müttern. Da heisst es, sehr langsam und aufmerksam an ihnen vorbei fahren, ist man doch nie ganz sicher, in welche Richtung das kleine Schaf rennen wird.
Wir erreichen
am Nachmittag die Ortschaft Lairg immer noch ohne Regen; wir kaufen das
nötigste für den Abend ein und fahren dann schnurstracks zum «Woodend
Camping&Caravan»; für die nächsten 4 Nächte haben wir uns einen Trailer
gemietet. WOW, was für ein Teil: perfekt eingerichtet mit Wohnzimmer, Küche,
Dusche/WC, kleines Schlafzimmer und grosses Schlafzimmer mit eigener Toilette.
Was für ein Luxus! Dazu erhalten wir von den Besitzern sogar noch einen
Willkommens-Korb mit Brot, Butter, Eier, Milch, Chips, Süssigkeiten und
Orangensaft. Der Himmel auf Erden ist das hier.
Kaum haben wir
uns schlafen gelegt, hören wir während ein paar Minuten tatsächlich leichten
Regen auf’s Dach trommeln. Aber nach nur 3-4 Minuten ist der Zauber bereits
vorbei und wir hoffen, dass der Wetterbericht für die kommenden Tage auch
wieder hält, was er verspricht.
Kaum fahren wir oben an der Küste, nimmt der Verkehr merklich zu; die NC500 ist halt wirklich berühmt. Und so sind wir froh, nach kurzer Zeit wieder in eine kleine Landstrasse abzubiegen. Das sind zwar oft sogenannte Single Track Roads, aber ab und an mal auszuweichen macht definitiv mehr Spass, als hinter LKW’s und Wohnmobilen herzutuckern.
Wir genehmigen
uns eine feine Suppe in einem kleinen Restaurant direkt an der Küste. Von der
sieht man allerdings nicht wahnsinnig viel: Nebelschwaden verhindern uns die
Sicht. Aber wir wollen ja nicht jammern, immerhin regnet es nicht.
Wir sind am
frühen Nachmittag zurück beim Trailer; hier scheint die Sonne vom wolkenlosen
Himmel und ich wage es tatsächlich, mein «Stiefelbier» in Flipflops draussen
auf der Terrasse zu geniessen. Das glaubt uns echt keiner……
Ein einziger
Wermutstropfen gibt es allerdings: wir haben immer noch keine Schottischen
Hochlandrinder gesichtet. Das gibt’s doch gar nicht. So viel Landwirtschaft; so
unendlich grosse Flächen: Schafe, Schafe, Schafe; mal ein Pferd. Und wieder
Schafe; und noch mehr Schafe. Wir können uns das ehrlich gesagt nicht erklären,
geben aber die Hoffnung natürlich noch nicht auf. Die Schottischen
Hochlandrinder zu finden hat nun höchste Priorität 😉
es kann ja wohl nicht sein, dass wir am Schluss heimkommen, ohne die in ihrem
ursprünglichen Habitat gesehen zu haben!!
Der nächste Tag steht mit der östlichen Highland-Tour an; kurvenreich von Anfang an ziehen wir Kilometer um Kilometer (oder eben hier Meile um Meile) durch die Moorebenen, die immer wieder von kleinen Seen unterbrochen werden.
Irgendwie nehme ich aber
diese ganze Schönheit grad nur mit halbem Herzen wahr. Meine SuzyBlue macht mir
inzwischen echt Sorgen. Es ist offensichtlich, dass da etwas wirklich undicht
ist und inzwischen vermutlich sogar während dem Fahren nicht verbranntes Benzin
in den Motor gelangt. NICHT GUT! So rufe ich während der ersten Kaffeepause
einen Mechaniker in Inverness an – die nächst grössere Stadt mit entsprechenden
Motorradwerkstätten. Ich erkläre ihm das Problem und er meint auch, ich solle
das Motorrad besser bald bei ihm vorbei bringen, bevor noch grosser Schaden
entsteht. Wir entscheiden kurzerhand, die Tour hier quasi abzubrechen und
direkt die 120km nach Inverness zu fahren. Keith, der Mechaniker ist super
hilfsbereit. Ich kann mal die nächsten Tage eine Honda NC750 als Ersatz mieten
und er hat bereits die Ersatzteile für meinen Vergaser bestellt. Jetzt hoffen
wir einfach, dass nach dem Wechseln der Vergaserteile und mit neuem Getriebeöl
meine SuzyBlue wieder fit und munter ist. Morgen Abend sollte ich mehr
wissen….. wir fahren zügig zurück nach Lairg und verbringen einen gemütlichen
Abend im kuschlig warmen Trailer.
Heute steht
quasi unser letzter Tag in den Highlands an, wir wollen noch das Maximum
rausholen und haben uns einiges vorgenommen, mussten wir doch die gestrige Tour
frühzeitig abbrechen. Deshalb fahren wir bereits um 8 Uhr los, es ist
ausnahmsweise mal leicht bewölkt. Doch während wir skurril scheinende Windräder
passieren und uns durch die Morrlandschaft bewegen, klar es bereits wieder auf
und was bleibt, ist ein klarer, blauer Himmel. Bei der ersten Formation von
kleinen Seen halten wir an und ich packe die Drohne aus – zum ersten mal auf
der Reise. Ich hatte mir vorgenommen, ein paar spektakuläre Bilder aus der
Vogeloptik zu schiessen, aber sobald es andere Menschen in der Nähe hatte, hab
ich ich irgendwie geniert. Aber jetzt passt es; nach ein paar Anfängerschwierigkeiten,
steigt die Drohne brav gen Himmel. Der Wind macht das Ganze allerdings etwas
wacklig, mir ist nicht ganz wohl dabei. Nach einem Schnappschuss und ein paar
Videominuten hole ich sie wieder runter und bin froh, als sie unbeschädigt im
Heidekraut landet. Hmmmm; ich werde wohl kein Profi damit werden. Aber das eine
Foto ist schon mal ganz passabel.
Weiter geht’s,
wir fahren auf einer wirklich kleinen Single Track Road und ich bin dankbar,
hat es hier und um diese Zeit kaum Verkehr. Die meisten Wohnmobile sind gottlob
auf der grossen NC500 unterwegs.
Kurz vor Mittag
erreichen wir Durness, resp. machen zuerst Halt beim Smoo Cave, das man nach
einigen Minuten Fussmarsch problemlos erreicht. Eine wirklich beeindruckende
Höhle; vor allem wenn man dann noch die alten Sagen&Geschichten dazu liest.
Wir krönen den
Nachmittag mit einem feinen Eis und lassen uns auf den letzten 80km nochmals in
die inzwischen bekannte Ginster-Moor-Seen-Landschaft entführen.
Einmal mehr
lassen wir uns sagen, dass das momentane Wetter wirklich sehr aussergewöhnlich
ist. Die Schotten sprechen bereits von einem Jahrhundert-Mai!! Naja; wenn Engel
reisen…….
Nach feinen
Bratkartoffeln mit gedämpften Karotten und einem Rührei (für Lisa), gehe ich
heute früh ins Bett. Mein Kopf ist voll mit all diesen unfassbar schönen
Eindrücken und die sollen bitte heute Nacht meine Träume nochmals beleben….
In Inverness angekommen fahren wir direkt zu Inverness Motorcycles und juhuuuu, SuzyBlue steht draussen und wartet sicher bereits sehnsüchtig auf uns. Die defekte Dichtung beim Vergaser ist ersetzt und sie hat auch gleich neues Motoröl und neue Bremsbeläge gekriegt. Jetzt steht unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege.
Wir verbringen den Nachmittag&Abend in Inverness, schlendern durch die kleine Altstadt, stöbern durch Souvenirläden und lassen es uns beim einen oder anderen Bierchen – notabene draussen im Sonnenschein gut gehen. Morgen geht’s nun auf die Isle of Sky. Ein kleiner Campingplatz im Nirgendwo erwartet uns. Wir sind gespannt!
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