Freitag, 16. Mai 2025

SuzyBlue goes Scottish: 11. - 15. Mai 2025: Die Highlands rufen!

 Wir stehen heute früh auf, legt die Fähre zurück nach Ullapool doch bereits um 8 Uhr ab.

Heute stehen ein paar dunkle Wolken am Himmel und wir rechnen halbwegs damit, dass uns das berühmte Schottische Wetter nun doch noch einholt.

In Ullapool angekommen füllen wir noch kurz die Tanks – wer in Schottland gern auf den kleinen Landstrassen unterwegs ist, sollte seine Tankanzeige gut im Auge behalten, Tankstellen sind recht dünn gesät! – und fahren dann immer der Küste entlang in Richtung Norden, sprich zu den Highlands. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Abstecher zu einem kleinen Kaff an der Küste. Ist zwar eine Sackgasse, aber die Landschaft einfach zu beeindruckend, um sie auszulassen. 





Regen? Noch hält er sich zurück, auch wenn die schwarzen Wolken bedrohlich über uns stehn. Der sonst so leuchtend gelbe Ginster scheint geradezu blass; dazu weht nun doch ein rechtes Lüftchen. Einzig die vielen Schafe am Strassenrand sind gänzlich unbeeindruckt und gehen gemächlich ihrem Hauptzeitvertreib nach: Gras fressen. Oftmals heben sie noch nicht einmal ihren Kopf, wenn wir vorbei fahren – sie haben schliesslich wichtigeres zu tun – einzig die Lämmchen finden uns recht beängstigend und suchen meist Hals über Kopf Schutz hinter ihren Müttern.  Da heisst es, sehr langsam und aufmerksam an ihnen vorbei fahren, ist man doch nie ganz sicher, in welche Richtung das kleine Schaf rennen wird.

Wir erreichen am Nachmittag die Ortschaft Lairg immer noch ohne Regen; wir kaufen das nötigste für den Abend ein und fahren dann schnurstracks zum «Woodend Camping&Caravan»; für die nächsten 4 Nächte haben wir uns einen Trailer gemietet. WOW, was für ein Teil: perfekt eingerichtet mit Wohnzimmer, Küche, Dusche/WC, kleines Schlafzimmer und grosses Schlafzimmer mit eigener Toilette. Was für ein Luxus! Dazu erhalten wir von den Besitzern sogar noch einen Willkommens-Korb mit Brot, Butter, Eier, Milch, Chips, Süssigkeiten und Orangensaft. Der Himmel auf Erden ist das hier.






Kaum haben wir uns schlafen gelegt, hören wir während ein paar Minuten tatsächlich leichten Regen auf’s Dach trommeln. Aber nach nur 3-4 Minuten ist der Zauber bereits vorbei und wir hoffen, dass der Wetterbericht für die kommenden Tage auch wieder hält, was er verspricht.

Frisch und munter und bei schönstem Wetter fahren wir heute los. Wir haben diese nördliche Gegend tourenmässig wie ein Kleeblatt aufgeteilt: heute ist die nordöstliche Ecke dran. Kaum Verkehr, solange wir noch nicht auf der berühmten NC500 fahren. Und da die Sonne scheint, springt uns das Gelb des überall in Unmengen blühenden Ginsters quasi ins Gesicht. Einfach traumhaft.


Kaum fahren wir oben an der Küste, nimmt der Verkehr merklich zu; die NC500 ist halt wirklich berühmt. Und so sind wir froh, nach kurzer Zeit wieder in eine kleine Landstrasse abzubiegen. Das sind zwar oft sogenannte Single Track Roads, aber ab und an mal auszuweichen macht definitiv mehr Spass, als hinter LKW’s und Wohnmobilen herzutuckern.

Wir genehmigen uns eine feine Suppe in einem kleinen Restaurant direkt an der Küste. Von der sieht man allerdings nicht wahnsinnig viel: Nebelschwaden verhindern uns die Sicht. Aber wir wollen ja nicht jammern, immerhin regnet es nicht.

Wir sind am frühen Nachmittag zurück beim Trailer; hier scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel und ich wage es tatsächlich, mein «Stiefelbier» in Flipflops draussen auf der Terrasse zu geniessen. Das glaubt uns echt keiner……

Ein einziger Wermutstropfen gibt es allerdings: wir haben immer noch keine Schottischen Hochlandrinder gesichtet. Das gibt’s doch gar nicht. So viel Landwirtschaft; so unendlich grosse Flächen: Schafe, Schafe, Schafe; mal ein Pferd. Und wieder Schafe; und noch mehr Schafe. Wir können uns das ehrlich gesagt nicht erklären, geben aber die Hoffnung natürlich noch nicht auf. Die Schottischen Hochlandrinder zu finden hat nun höchste Priorität 😉 es kann ja wohl nicht sein, dass wir am Schluss heimkommen, ohne die in ihrem ursprünglichen Habitat gesehen zu haben!!

Der nächste Tag steht mit der östlichen Highland-Tour an; kurvenreich von Anfang an ziehen wir Kilometer um Kilometer (oder eben hier Meile um Meile) durch die Moorebenen, die immer wieder von kleinen Seen unterbrochen werden. 




Irgendwie nehme ich aber diese ganze Schönheit grad nur mit halbem Herzen wahr. Meine SuzyBlue macht mir inzwischen echt Sorgen. Es ist offensichtlich, dass da etwas wirklich undicht ist und inzwischen vermutlich sogar während dem Fahren nicht verbranntes Benzin in den Motor gelangt. NICHT GUT! So rufe ich während der ersten Kaffeepause einen Mechaniker in Inverness an – die nächst grössere Stadt mit entsprechenden Motorradwerkstätten. Ich erkläre ihm das Problem und er meint auch, ich solle das Motorrad besser bald bei ihm vorbei bringen, bevor noch grosser Schaden entsteht. Wir entscheiden kurzerhand, die Tour hier quasi abzubrechen und direkt die 120km nach Inverness zu fahren. Keith, der Mechaniker ist super hilfsbereit. Ich kann mal die nächsten Tage eine Honda NC750 als Ersatz mieten und er hat bereits die Ersatzteile für meinen Vergaser bestellt. Jetzt hoffen wir einfach, dass nach dem Wechseln der Vergaserteile und mit neuem Getriebeöl meine SuzyBlue wieder fit und munter ist. Morgen Abend sollte ich mehr wissen….. wir fahren zügig zurück nach Lairg und verbringen einen gemütlichen Abend im kuschlig warmen Trailer.


Heute steht quasi unser letzter Tag in den Highlands an, wir wollen noch das Maximum rausholen und haben uns einiges vorgenommen, mussten wir doch die gestrige Tour frühzeitig abbrechen. Deshalb fahren wir bereits um 8 Uhr los, es ist ausnahmsweise mal leicht bewölkt. Doch während wir skurril scheinende Windräder passieren und uns durch die Morrlandschaft bewegen, klar es bereits wieder auf und was bleibt, ist ein klarer, blauer Himmel. Bei der ersten Formation von kleinen Seen halten wir an und ich packe die Drohne aus – zum ersten mal auf der Reise. Ich hatte mir vorgenommen, ein paar spektakuläre Bilder aus der Vogeloptik zu schiessen, aber sobald es andere Menschen in der Nähe hatte, hab ich ich irgendwie geniert. Aber jetzt passt es; nach ein paar Anfängerschwierigkeiten, steigt die Drohne brav gen Himmel. Der Wind macht das Ganze allerdings etwas wacklig, mir ist nicht ganz wohl dabei. Nach einem Schnappschuss und ein paar Videominuten hole ich sie wieder runter und bin froh, als sie unbeschädigt im Heidekraut landet. Hmmmm; ich werde wohl kein Profi damit werden. Aber das eine Foto ist schon mal ganz passabel.


Weiter geht’s, wir fahren auf einer wirklich kleinen Single Track Road und ich bin dankbar, hat es hier und um diese Zeit kaum Verkehr. Die meisten Wohnmobile sind gottlob auf der grossen NC500 unterwegs.

Kurz vor Mittag erreichen wir Durness, resp. machen zuerst Halt beim Smoo Cave, das man nach einigen Minuten Fussmarsch problemlos erreicht. Eine wirklich beeindruckende Höhle; vor allem wenn man dann noch die alten Sagen&Geschichten dazu liest.





Nur 2-3km weiter ruft nun endlich einer der zahlreichen, herrlich weissen Sandstrände. Ich habe mit Lisa gewettet, dass ich ins Wasser gehen werde!! Sie enschliesst sich dann aber spontan, auch mit zu machen und wir rennen schreiend und kreischend - ja, ich weiss, das gehört sich nicht mehr in unserem fortgeschrittenen Alter – ins wirklich SEHR kalte Wasser. Aber die Sonne scheint und trotz dem recht starken Wind ist es einfach herrlich. Die Beine spüren wir zwar nach kurzer Zeit kaum mehr, aber das schmälert unsere gute Laune keineswegs. Natürlich halten wir es nicht sehr lange aus, aber es war die Mühe wert. Nun haben wir ein deftiges Mittagessen beim Food-Stand verdient.



Der Nachmittag geht kurvenreich weiter und jedes Mal, wenn ich denke, hier kann mich nichts mehr erstaunen, tut sich nach einer Kurve wieder eine noch schönere Landschaft auf. Ich finde schon gar keine adäquaten Worte mehr dafür, sooooo unglaublich schön ist es hier.

Wir krönen den Nachmittag mit einem feinen Eis und lassen uns auf den letzten 80km nochmals in die inzwischen bekannte Ginster-Moor-Seen-Landschaft entführen.

Einmal mehr lassen wir uns sagen, dass das momentane Wetter wirklich sehr aussergewöhnlich ist. Die Schotten sprechen bereits von einem Jahrhundert-Mai!! Naja; wenn Engel reisen…….


Nach feinen Bratkartoffeln mit gedämpften Karotten und einem Rührei (für Lisa), gehe ich heute früh ins Bett. Mein Kopf ist voll mit all diesen unfassbar schönen Eindrücken und die sollen bitte heute Nacht meine Träume nochmals beleben….

 Heute fahren wir mit kleinem Umweg zurück nach Inverness, ich hoffe, meine SuzyBlue ist wieder fit und die Reparatur am Nachmittag fertig. Wir fahren der Küste entlang durch kleine Dörfer und nehmen eine letzte kleine Fähre – was für ein Spass, die hatte grad mal Platz für 2 Autos und 2 Motorräder und hat ziemlich geschwankt.





In Inverness angekommen fahren wir direkt zu Inverness Motorcycles und juhuuuu, SuzyBlue steht draussen und wartet sicher bereits sehnsüchtig auf uns. Die defekte Dichtung beim Vergaser ist ersetzt und sie hat auch gleich neues Motoröl und neue Bremsbeläge gekriegt. Jetzt steht unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege. 


Wir verbringen den Nachmittag&Abend in Inverness, schlendern durch die kleine Altstadt, stöbern durch Souvenirläden und lassen es uns beim einen oder anderen Bierchen – notabene draussen im Sonnenschein gut gehen. Morgen geht’s nun auf die Isle of Sky. Ein kleiner Campingplatz im Nirgendwo erwartet uns. Wir sind gespannt!









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