Mittwoch, 14. Oktober 2015

8. – 14. Oktober: Panama – Kolumbien…… Pirates of the Carribean Stahlratte ;-)

Donnerstag Morgen früh ist es also soweit. Wir verlassen Panama und fahren die rund 120km zum Treffpunkt mit der Stahlratte-Crew. Zuerst durchs morgendlich Panama-Verkehrschaos, dann auf der Panamericana in Richtung Darien Gap. Nach ereignislosen 90km dann der Abzweiger in Richtung Carti. Wir fahren nun durch das „Hoheitsgebiet“ der Kuna Yala, ein Eingeborenen-Stamm, der weitgehend autonom lebt und sich so ihre ursprüngliche Lebensart erhalten hat. Sie leben zum grossen Teil auf den rund 400 San-Blas Inseln, oftmals ohne Strom und in einfachsten Bambus/Palmhütten. Entsprechend müssen wir einen Obulus entrichten, um durch ihr Land fahren zu dürfen. Die Strasse an sich schon ein kleines Abenteuer: rechts und links dichter Dschungel,
nach unübersichtlichen Kurven öfters mal ein 4-5m breites Schotterstück, ein nicht-enden-wollendes, kurviges, teilweise extrem steiles Rauf und Runter – und mit steil meine ich rund 40%! 



Dann ist endlich das Meer in Sicht, die Stahlratte ankert ein bisschen ausserhalb und bereits sind etliche Motorräder auf dem Pier, ein fleissiges Kleiderwechseln und Gepäck abmontieren ist im Gange. Ich bin natürlich schon gespannt, wer denn noch die nächsten Tage auf der Stahlratte mit dabei ist, von wo die Biker kommen – freue mich darauf, Geschichten, Erlebnisse, Erfahrungen auszutauschen. Es sind schlussendlich 18 Motorräder, 23 Passagiere (davon 20 BikerInnen) und 6 Crewmitglieder, die auf dem Segelboot Platz finden sollen. Wir alle können es uns noch nicht so recht vorstellen, wo all das Gepäck und die Motorräder hinsollen. Wir dürfen beim rüberschiffen und versorgen des Gepäcks helfen und werden dann mit einem „Tagesgepäck“ auf die Insel „EL Porvenir“ verfrachtet. Die Crew und ihre Kuna-Helfer wollen beim Aufladen nicht von besorgten Motorradbesitzern gestört werden; vermutlich auch besser so, sie haben genug Erfahrung damit. Auf El Porvenir dann gemütliches Planschen im Meer und bei frischem Fisch oder Oktopus, Bier und Rum lernen wir uns nach und nach näher kennen: 1 Rumäne, 1 Italiener, 1 Türke, 1 Australier, 2 Spanier, 3 Deutsche, 6 Engländer, 4 Schweizer, 2 Amerikaner, 2 Holländer – ein bunt gemischtes Trüppchen also, einige der Biker/Innen schon mehrere Jahre unterwegs, einige auf dem ersten grossen Trip. Der Gesprächsstoff geht uns also auf keinen Fall aus ;-)




18 Motorräder fein säberlich verpackt und verzurrt
Am Freitag Morgen werden wir dann auf die Stahlratte gefahren, wo unsere Motorräder prima verpackt auf der Reling ihren Platz gefunden haben. Nach einem opulenten Brunch und nachdem all unsere Dokumente und Pässe wieder zurück sind vom Zoll, geht’s los in Richtung San Blas Inseln. Nach rund 3 Stunden auf dem Karibischen Meer ankern wir im Bereich von 4 kleinen Inseln, alle in schwimmbarer Distanz. Saisonal bedingt sind wir „nur“ mir Motorkraft unterwegs und nicht mit den Segeln. Zwar schade, dass ich das nicht erleben kann, aber dafür ist das Meer schön ruhig, mein Magen wird es wohl vorziehen, wenn es so bleibt. Ich bin ja eh gespannt, wie gut ich mit dem ständigen Schaukeln zurechtkomme – habe allerdings sicherheitshalber natürlich Tabletten gegen Seekrankheit bei mir. Wir bleiben bis Sonntag Morgen früh hier: Beach Barbeque, schnorcheln, sönnele ist angesagt. Schon in der Nacht dann der erste Regesturm, das grosse Schiff bleibt aber erstaunlich ruhig. Am Samstag fahren dann einige mit dem kleinen Motorboot zu einer Insel mit mal gerade 1 Palme drauf – Robinson Crusoe-Feeling kommt auf. Ein herrlicher Platz zum schnorcheln, ist doch ein kleines Riff rund um die Insel. Leider müssen wir das Vergnügen schon bald abbrechen, der nächste Regensturm zieht mit horrender Geschwindigkeit auf. Das kleine Boot muss zweimal fahren um uns auf die Stahlratte zurückzubringen und ich bin in der 2. Gruppe mit dabei – wieso bin ich schon wieder die einzige Frau hier? Das Meer inzwischen ziemlich stürmisch, es regnet in Strömen. 2 Personen schippen permanent Wasser raus, das bei jedem Wellengang ins Boot reinschwappt. Ein leicht mulmiges Gefühl ist da, wir sind uns alle sehr bewusst, dass wir grad noch rechtzeitig zurückkommen. Mehr Wellengang wäre schon langsam kritisch geworden für das kleine Boot. Zurück auf der Stahlratte trotzen wir dem Unwetter bei Rum und Cola und einem wiederum opulenten Mittagessen: Pirates of the Carribean….. so lässt es ich doch leben :-)








Inselleben vom Feinsten - da blieben echt keine Wünsche offen..
Am nächsten Morgen startet die Stahlratte dann endlich die Motoren und nimmt Fahrt auf in Richtung Cartagena. Mit dem Einziehen des Ankers schlucke ich sicherheitshalber auch schon mal die erste Tablette gegen Seekrankheit. Obwohl das Meer verhältnismässig ruhig ist, ist das Schaukeln des Bootes schon sehr gut bemerkbar. Ich schlafe tief und fest bis 8 Uhr und werde von den Frühstücks-Geräuschen wach. Aus Erfahrung hat die Crew heute nur wenig Frühstück vorbereitet und tatsächlich hängen schon mindestens 10 der 23 Passagiere in den Seilen und füttern fleissig die Fische. Hab zwar ein leicht komisches Gefühl in der Magengegend, aber nach einer rechten Portion Birchermüesli geht es mir prächtig und ich hab schon fast ein wenig ein schlechtes Gewissen den weniger Glücklichen gegenüber. 30 Stunden soll die Fahrt dauern, ich verbringe die meiste Zeit Musik hörend und vor mich hinträumend vorne am Bug im Netz, das direkt über dem Wasser hängt.
Am Nachmittag dann mitten im Karibischen Meer ein kurzer Stop, damit wir uns im Wasser abkühlen können. Das feucht-tropische Klima macht allen zu schaffen. Das ist ja echt ein lustiges Bild: ca. 15 Menschen im Meer, soweit das Auge reicht, nichts als Wasser. Da kommen doch gleich so lustige Sprüche vom Kapitän: hey tschüss dann, hat mich gefreut, macht‘s gut…. Obwohl die Abkühlung eine prima Idee war, steigen wir alle gerne wieder zurück auf die Stahlratte. 



Und am nächsten Morgen dann endlich: „Land in Sicht“!!!! Wir ankern im Hafen von Cartagena und es wird nochmals so richtig herzhaft gefuttert, bevor uns die Crew ans Land schippert. Da es ein Feiertag ist und die Zollbehörden sowieso mehrere Stunden benötigen, um die Einfuhrpapiere auszustellen – es geht hier in Südamerika scheinbar alles noch etwas gemächlicher – haben wir den Nachmittag zur Verfügung, uns im Hostel breit zu machen und die Stadt zu erkunden. Cartagena ist wieder eine bunte Mischung aus wunderbarer Altstadt (teuer, alle berühmten Marken vorhanden) und heruntergekommenen Nebenstrassen mit den unterschiedlichsten Menschen, Geschäften und Gerüchen. Auch hier ist klar, dass gewisse Gegenden nachts eher zu vermeiden sind. Dankbar, wieder einmal richtig zu duschen und ein ruhig dastehendes Bett zu haben, gehen schon alle recht früh schlafen, denn am nächsten Morgen müssen wir bereits um 6 Uhr beim Hafen sein, um die Motorräder abzuladen. Später hat es zuviel „Verkehr“ im Hafen und der Wellengang ist sehr gefährlich für unsere Motorräder, die auf einem kleinen Ponton an Land gebracht werden.







Zügig werden die Motorräder vom Schiff verladen und alle zusammen fahren wir zum Zoll. Dort werden die Motorräder auf die Richtigkeit der Angaben hin geprüft und dann dürfen wir rund 5 Stunden warten, bis die Papier ausgestellt sind!!!! Anschliessend noch die obligatorische Versicherung abschliessen, das Gepäck vom Schiff holen und endlich dann – es ist bereits 16 Uhr, sind wir offiziell registriert und dürfen ab sofort die Strassen Kolumbiens unsicher machen ;-) Ein letzter Drink mit allen Bikern von der Stahlratte, da einige schon am nächsten Morgen früh losfahren, die meisten direkt in Richtung Medellin. Ich bleibe noch eine weitere Nacht in Cartagena, um in Ruhe meine Weiterfahrt vorzubereiten – und so unendlich weit weg das für mich im Moment noch tönt, meine Rückkehr langsam ins Auge zu fassen: Flug, Rücktransport Motorrad, etc.
Da bin ich nun an einem weiteren Meilenstein meiner Reise angekommen: die Südamerikanischen Länder Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile warten auf mich. Rund 2 Monate stehen mir noch zur Verfügung. Ich habe aber bereits jetzt beschlossen, nicht ganz runter nach Ushuaia zu fahren, zu dicht gedrängt dann das Fahrprogramm, zu viele schöne Fleckchen müsste ich dann auslassen. Ich werde bis nach Valparaiso/Santiago de Chile fahren und da meine erste lange – sowohl in Zeit wie auch in Kilometern- Motorrad-Reise beenden. Zuerst freu ich mich aber natürlich auf die nächsten Tage und Wochen und bin schon etwas kribbelig, was ich alles antreffen, sehen und erleben werde. Hasta luego mi amigos!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen