Samstag, 24. Oktober 2015

20. – 24. Oktober: Kolumbien, Teil 2…… Action, Berge, Flusstäler, Wüsten….unendliche Vielfalt

Am Montag lande ich nach einer ereignislosen Fahrt wieder ausserhalb von Bucaramanga. Der Spot ist bekannt für’s Paragliden, tolle Angebote für 10-Tages-Kurse (hochprofessionell und doch bezahlbar) locken die Touristen. Auch Pat hat sich für einen solchen Kurs entschieden und so begleite ich ihn und nutze die Gelegenheit für einen 20-minütigen Tandemflug. Echt toll, so direkt über Bucaramanga sich von der Thermik nach oben tragen zu lassen. Der Guide fragt mich, ob wir auf dem sanften oder dem akrobatischen Weg wieder an Höhe verlieren wollen. Was für eine Frage!!! Ich weiss einen Moment lang nicht mehr, wo oben und wo unten ist, nachdem er sich in engen Drehungen nach unten geschraubt hat – aber Spass hat’s auf alle Fälle gemacht. 

hoch ueber Bucaramanga
erfolgreich gelandet...... offensichtich it viel Spass :-)

Am nächsten Tag dann zurück zu meinem ursprünglichen Ziel: Villa de Leyva. Eine kleine Stadt in den Bergen, endlich angenehme Temperaturen, wieder einmal wissen, wofür die Leintücher & Wolldecken auf den Betten eigentlich gedacht wären! Ich habe in meinem Navi „Schotterstrassen“ noch als mögliche Routenwahl drin und mein Navi führt mich mehr als einmal auf Feldwege, die den Namen „Weg“ kaum verdienen und so dauert es eine Weile, bis ich Villa de Leyva ankomme. Das total schöne Hostel (Finca Renacer) liegt 20 Minuten zu Fuss von Villa de Leyva entfernt, gleich hinter der Militärbasis…. also wieder einmal total in Sicherheit die nächsten beiden Nächte ;-)







Ich erkunde gemütlich das Dorf – gottlob keine Touristensaison und somit total unspektakulär, mehrheitlich Bewohner und ein paar wenige ausländische und kolumbianische Touristen. Während ich bei einem Bierchen meiner Lieblingsbeschäftigung (nach dem Motorradfahren) auf meiner Reise nachgehe – Menschen beobachten – werde ich Zeugin eines „Hunde-Dramas“: Auf dem riesigen Dorfplatz hat es sich einer der vielen Hunde direkt vor dem Hinterrad eines Pickups im Schatten gemütlich gemacht. Die jungen Besitzer stehen daneben, alle plaudern miteinander. Als der Fahrer mit dem Abladen seiner Ware fertig ist, will er losfahren. Leider verpasst der Hund diesen Moment und so wird er vom Hinterrad zumindest angefahren. Natürlich fängt er herzzerreissend an zu heulen. Die Besitzer klopfen verzweifelt an die Fenster des Pickups – der auch sofort bremst und zurückfährt, als er realisiert, was passiert ist. Die Besitzerin wiegt den heulenden Hund – selber auch heulend – in den Armen. Sämtliche Hunde, die sich auf dem Platz befunden haben, rennen zu ihrem leidgeprüften Artgenossen. Und in etwa gleich viele Menschen rennen dazu: veterinario, veterinario wird gerufen….  Der Hund wird mitsamt Besitzerin in den Pickup geladen, der dann auch sofort losfährt – ich nehme mal an zum Tierarzt. Es dauert eine ganze Weile, bis sich die Gemüter von Hund und Mensch wieder beruhigt und alle an ihre vorgängigen Standorte zurückgekehrt sind. Die einzige, die dem ganzen Vorfall keine nähere Beachtung geschenkt hat ist die vielzählig anwesende Polizei. War ja schliesslich nur ein Hund und dafür werden sie wohl nicht bezahlt.
Am Donnerstag dann weiter in Richtung Honda, als Zwischenstop auf dem Weg zur „Wüste Tatacoa“. Diesmal habe ich meinem Navi den Weg quasi aufgezwungen, hat es eine Strasse von rund 100km nicht mal zur Auswahl. Aber da sie auf google.maps als Hauptstrasse drin ist, wage ich den Versuch. Nachdem ich die Hauptverkehrsachse Norden – Bogota (mit gleich zwei mobilen Geschwindigkeitskontrollen) verlassen habe, schraubt sich die Strasse munter den Berg hinauf, bis beinahe auf 3000müM. Meine Suzy zeigt keine Höhenschwierigkeiten und es macht mächtig Spass, 
kommt schon fast Schweizer-Pass-Feeling auf. Naja, die Qualität der Strasse ist allerdings dann doch durchzogen, aber daran habe ich mich inzwischen ja gewöhnt. Wie diese Strasse sind viele Nationalstrassen abwechselnd asphaltiert, nicht asphaltiert, Waschzubergrosse Löcher drin, tiefe Absenkungen (sog. hundimientos) – aber mit der nötigen Wachsamkeit, lässt es sich doch prima cruisen. Nach der Passhöhe runter in ein wunderschönes Tal, das während gut 50km einem Fluss entlang verläuft. Bei einem Tank-Pause-Stop werde ich wieder mal von den anwesenden Männern umringt und nach meinem Motorrad ausgefragt. Die entsprechenden motorrad-technischen Ausdrücke habe ich mir inzwischen auf Spanisch angeeignet, damit ich ihnen auch professionell Auskunft geben kann ;-)














jedes Dorf mit eigener Begrúessungstafel: "Willkommen in Palma, Gebiet von grosser Guete" :-)
Am Ende des Tals dann wieder den Hügel rauf und dann für die nächste Stunde den Hügeln entlang auf die andere Seite des Tals, diesmal ausschliesslich auf Schotter. 2, 3 kleine Doerfer unterwegs, alle mit huebscher Kirche und dem obligaten Dorfplatz in der Mitte. Und als Sahnehäubchen zum Abschluss kurz vor Honda dann eine total neu asphaltierte, kurvenreiche Strasse runter. Auf die Gefahr hin, dass ich die Nicht-MotorradfahrerInnen damit langweile…das war ein Fahr-Tag, wie er nicht schöner hätte sein können. Dass ich dann noch in einem günstigen Hotel mit Pool lande und als einziger Gast mit einem feinen Abendessen verwöhnt werde, macht das Ganze nur noch perfekter.
Am Freitag stehen dunkle Wolken am Himmel, ich frage mich schon, wie lange es dauert, bis ich den Regenanzug montieren darf. Und tatsächlich, nach nicht einmal einer halben Stunde ist es soweit. Ich bin inzwischen gottlob recht schnell im Anziehen, kommt das Gewitter doch zügig auf mich zu. Aber so schnell wie es gekommen ist, zieht es auch wieder vorbei. Da die Temperaturen hier im Tal sofort in die Höhe schnellen, nutze ich die erstbeste Tankstelle um etwas zu trinken und die Regensachen wieder aufs Gepäck zu schnallen. Dabei werde ich von zwei Kolumbianischen Motorradfahrern angespochen. Sie fragen mich nahc meienr Reise aus, haben sie mit ihrem Club doch geplant, Mitte November auch nach  Argentinien zu fahren. Das übliche Erinnerungsphoto darf nicht fehlen und Fredy – einer der beiden Motorradfahrer – verspricht mir, mir Kontakte in Kolumbien und Ecuador zu senden, ist er doch Präsident des Motorradclubs von Pereira und kennt natürlich gaaaanz viele Motorradfahrer. Da bin ich ja mal gespannt ;-)
Weiter geht’s in Richtung Villevieja und der „desierto de Tatacoa“. Der erste Abzweiger – laut meinem Navi - zeigt klar auf eine Schotterstrasse und weil ich in dieser Richtung dunkle Gewitterwolken sichte, fahre ich einfach mal weiter, habe ich im Moment irgendwie grad keine Lust auf eine Regenfahrt auf Schotter. Einige Kilometer weiter dann das offizielle Schild in Richtung Desierto de la Tatacoa. Ist zwar auch eine Schotterstrasse, aber da sich die Gewitterwolken inzwischen etwas verzogen haben, wage ich den Versuch. Wundere mich zwar, da mein Navi 1. wieder mal gar keine Strasse zeigt und 2. die Strasse klar in Richtung Fluss führt. Mal schauen; wenn das der offizielle Weg ist, muss das ja gehen. Und prompt sehe ich zwar auf dem Weg zum Fluss ein Schild für eine Fähre, beim Rio Margarita angekommen ist diese aber klar nicht in Betrieb sondern sitzt „auf dem Trockenen“. Aber da ist ein kleines Boot, eine sogenannte „lancia“. Ein älteres Päärchen fährt gleichzeitig mit ihrem Motorrad hin und so frage ich, ob mein Motorrad auch da drauf passt. Aber klar doch, meint der junge Bootsführer und bugsiert meine Suzy ohne grosses Zaudern auf das Boot, das kleine Motorrad hinterher. Ich darf ihm nicht helfen, was vermutlich auch besser ist, er hat das offensichtlich im Griff. Eine kurze Fahrt über den Fluss und auf der anderen Seite genau gleich unzimperlich ausgeladen. Kostenpunkt: Fr. 1.20; nach der Überquerung einer mir immer noch abenteuerlich anmutenden Holzbrücke über einen kleinen Bach und nach den weiteren 20km Schotterstrasse komme ich gut in Villavieja an. 



meine Suzy auf der kleinen "lancia" :-), mit Blick auf das andere Ufer









Suzy sicher untergebracht...









Hier genehmige ich mir erstmal ein kühles Bierchen und ein grosses Wasser, bevor ich mir eine günstige Bleibe suche – und auch finde: einfachste Einrichtung, aber sauber und sogar mit eigenem Bad. So freue ich mich nun auf die morgige Wüstentour mit Holman – einem lokalen Guide -  auf dem obligaten Mototaxi ;-) …. mehr dazu dann im nächsten Blog…. hasta luego


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