Freitag, 3. Mai 2019

SuzyBlue goes east 2019: Türkei 1.- 3.5.: Kriegsschauplätze, Trojaner und noch viel mehr Geschichte

Es ist schon speziell; von Zeit zu Zeit überkommt mich einfach das Gefühl, "weiter " zu müssen. An meinem letzten Tag in Griechenland bin ich wieder soweit. Obwohl Griechenland mit Sicherheit noch unglaublich viel zu bieten und ich damit viel zu entdecken hätte, zieht es mich weiter.
Ich packe mein Campingzeugs zusammen und düse los. Nach kurzer Fahrt komme ich also bereits an die Griechische Grenze. Da wollen sie grad gar nichts kontrollieren. Na gut, dann halt nicht. Durch einen "Niemandsland-Korridor" von ca.500m und vorbei an diversen schwer bewaffneten Soldaten gelange ich zur Türkischen Grenze. Da sieht es nun ganz anders aus. Zuerst wird der Pass kontrolliert. Nächster Schritt: Kontrolle der Fahrzeuge, resp. was sie so mit sich führen. In meinem Fall wollen sie aber keine Taschen geöffnet; da bin ich nun wiederum nicht böse. 3. und letzter Schritt: Pass, Fahrzeugpapiere und grüne Versicherungskarte werden fein säuberlich im System eingetragen. Das ganze Prozedere dauert - allerdings vor allem wegen der Kontrolle der vollbepackten Autos - gut und gern 40 Minuten. Aber ich hab ja Zeit; doof nur, dass die ganze Zeit ein heftiger Wind weht und ich mich ständig drum kümmern muss, dass ich nicht umgewindet werde. Allerdings wird mir beim Warten so auch nicht langweilig.

Nun geht es auf der Schnellstrasse in Richtung Gallipoli, resp. zu meinem Ziel: Eceabat. Von da aus werde ich am Mittwoch dann die Fähre rüber nach Canakkale nehmen. Da ich das Hotel auf Anhieb finde, "sattle" ich nur kurz ab und fahre noch ein bisschen auf Besichtigungstour. Diese Halbinsel ist ja leider durch diverse Schlachten während des 1. Weltkrieges berühmt geworden, hatten die Allierten doch schmerzliche Niederlagen mit unglaublich vielen Todesopfern (allerdings auf beiden Seiten) zu beklagen. Die Türken sind offensichtlich stolz darauf, dass sie ihr Land so erfolgreich gegen die Übernahme verteidigen konnten. Viele Schauplätze werden überrant von - meist - türkischen Touristen. Aber da damals ganze Bataillone von Australiern und Neuseeländern ihr Leben lassen mussten, hat es auch relativ viele englischsprachige Besucher da. Auf meiner kurzen Insel-Rundfahrt lasse ich also diese traurige Geschichte auf mich wirken. 





Am nächsten Morgen dann gemütlich ausschlafen und auf die Fähre rüber nach Canakkale; Dauer 25 Minuten, Kostenpunkt: Fr. 2.50
Bereits werde ich von ein paar Türken angesprochen, die fragen woher ich komme. Allesamt freundlich und beeindruckt ob meiner "grossen" Maschine ;-)

  


In Canakkale toure ich eine Weile durch die Stadt weil die vielen Einbahnstrassen meinem Navi das Leben schwer machen wollen. Schlussendlich lande ich aber direkt vor dem Hotel, das in einer kleinen Nebenstrasse, nicht allzu weit vom Hafen weg liegt. Das Zimmer ist - natürlich - um diese Zeit noch nicht bereit. Sie bringen mir aber eine Tasse Kaffee und eine halbe Stunde später kann ich mein Zimmerchen bereits beziehen. Auf meine Frage, wo ich denn SuzyBlue stehen lassen kann, meinen sie, dass sie direkt am Strassenrand perfekt parkiert ist. Hmmmm..... das ist ja nun nicht gerade das, was ich mir unter einem sichern Parkplatz vorstelle. Der Besitzer des Imbiss, vor dem sie steht, meint aber auch, das sei kein Problem in dieser Strasse. Nun gut; dann will ich ihnen halt mal glauben. 
Ich mache mich auf, die Stadt zu Fuss zu erkunden; setze mich in ein Strassenkaffe, genehmige mir einen landesüblichen Chai und geniesse es, den Menschen bei ihren alltäglichen Unternehmungen zuzuschauen. Traditionell und modern gekleidete Männer und Frauen sind unterwegs, viele Strassenhändler bieten ihre Ware feil.
Egal was ich trinke oder esse, die Kosten sind drastisch weniger wie bisher gewohnt. Aber das kommt meiner Reisekasse natürlich sehr entgegen ;-) 
Auf meinem Weg zurück ins Hotel laufe ich an einer kleinen 1. Mai-Kundgebung der KPT vorbei und sehe auch noch eine Weile einem 1. Mai-Fest mitLive-Musik zu. Die Menschen tanzen ausgelassen miteinander, alles in allem ein prima Tag.






Am nächsten Tag - ich konnte irgendwie überhaupt nicht einschlafen und hab dann schlussendlich wirres Zeugs geträumt - gehe ich einigermassen unruhig auf die Strasse. Aber völlig unbegründet. SuzyBlue steht noch genau so da, wie ich sie am Tag vorher abgestellt hatte. Ich packe alle meine Siebensachen wieder drauf und schlängle mich durch den recht dichten Morgenverkehr aus der Stadt raus. 
Heute ist - nebst Fahren - Sightseeing angesagt: Troja und Pergamon stehen auf dem Tagesprogramm. Bei den Ausgrabungsstätten  von Troja werde ich von den Massen an Touristen doch etwas abgeschreckt. Aber wenn ich nun schon mal hier bin, kann ich ja auch reingehen. Aber das hätte ich mir tatsächlich schenken können. Viele Haufen zusammengetürzte alte Steine, viel mehr ist nicht übrig.  Und eine grosse Attrappe des Trojanischen Pferdes, mit dem sich die Touristen fotografieren lassen können. Vermutlich hätte das offizielle Museum weit mehr zu bieten gehabt, aber dazu hatte ich nun wieder so gar keine Lust. Wollte vielmehr wieder ein paar Kilometer fahren. Natürlich nicht auf direktem, kürzesten Weg nach Bergama sondern auf möglichst kleinen Nebenstrassen. Was für ein Spass; praktisch kein Verkehr, die Hügel rauf und runter, quer durch die Pampas. Auffallend - nebst der für mich noch ungewohnten Grösse dieses Landes - die vielfältige Landwirtschaft: Oliven, Oliven, Oliven.... ach ja und natürlich noch vieles mehr: Reben, Obstbäume jeglicher Art, Spinatfelder, Erdbeerfelder, und und und..... und dazwischen immer wieder kleinen Dörfchen, wo die Menschen meist sehr einfach leben.





Ach ja, und noch etwas Ungewohntes begegnet mir auf meiner Fahrt: die sogenannten "Karton-Polizisten". An heiklen Stellen/Kurven stehen sie, um die Autofahrer zum langsamer Fahren zu "animieren". Auf den ersten Blick täuschend echt, teilweise sogar mit blinkenden Lichtern auf dem Autodach. Aber es hat natürlich auch echte Polizisten unterwegs. Und prompt komme ich in eine Kontrolle, zusammen mit etlichen anderen. Ich bin mir anfänglich gar nicht sicher, ob es nun wegen einer allfälligen Geschwindigkeitsübertretung war (ja, das wäre auch mit meiner kleinen SuzyBlue möglich!). Der Polizist will meinen Führerausweis und gibt meinen Namen sowie das Nummernschild per Funk durch. Etwas mulmig ist mir schon, hab ja keine Ahnung, was nun passiert. Aber nach kurzer Zeit gibt er mir meinen Ausweis zurück und sagt nur: "go".... ok, das lass ich mir nicht zweimal sagen.


Nach einigen Stunden Fahrt gelange ich dann endlich nach Bergama und fahre schnurstracks rauf zu den nächsten griechischen Ruinen - in der Hoffnung, dass ich diesmal etwas mehr zu sehen kriege. Und tatsächlich, Pergamon ist schon beeindruckend. Zwar sind die noch stehenden Säulen erst vor ein paar Jahren originalgetreu so aufgestellt worden, aber die Dimensionen sind ganz anders und selbst die noch vorhandenen Trümmerteile zeugen von der grossartigen Geschichte der verschiedenen Epochen.  Immer wieder erstaunlich, mit was für Mitteln die Menschen damals solche Bauten erstellt hatten.





Doch recht müde von all den Eindrücken und dem Fahren quartiere ich mich auf dem einzigen Campingplatz in Bergama ein - als einziger Gast. Es ist definitiv noch nicht Hochsaison hier..... aber dafür umso friedlicher.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen