Am Freitag fahre ich also nach einem feinen
Zmorge die 180km nach La Hormiga. Der Weg führt mich durch hügelige, immer noch
wild wuchernde Vegetation zur Grenze; die Strasse zum grössten Teil prima,
dazwischen wie meistens kunterbunt: Asphalt, grober Schotter und
„ich-war-mal-Asphalt“!
Dann wieder einmal ein Grenzübergang zum
alleine meistern. In Kolumbien weist mich der Beamte auf meine Frage wo ich nun
hin muss, direkt über die Brücke nach Ecuador: nach ca. 3km sind doch
tatsächlich beide Anlaufstellen (Immigration, Zoll) beider Länder im gleichen
Gebäude. Das macht es nun wirklich sehr einfach, hab sogar noch Zeit, mit einem
Kolumbianischen Päärchen zu plaudern. Da ich am Morgen später als geplant
losgefahren bin, fahre ich nach der Zollabfertigung nur noch ‚ne gute Stunde
bis zum nächst grösseren Ort. Gemütlich was futtern und mir als erstes gleich
die obligate neue Simkarte für’s Handy besorgen. Auch da weiss ich ja langsam,
wie’s funktioniert.
Am nächsten Tag geht’s dann rechtzeitig
los, habe ich doch gute 300km nach Puyo vor mir, wo ich auch wieder bei einem
einheimischen Biker übernachten kann. Eine herrliche Strasse, kurvig, praktisch
kein Verkehr – und der wie gewohnt nur ein kurzes Hindernis ;-)
Die Landschaft verändert sich noch nicht
wirklich, „grün“ ist nach wie vor die vorherrschende Farbe. Das interessanteste
unterwegs: eine sich im Bau befindende Staumauer für ein Wasserkraftwerk. Und
es wird nicht das einzige Mal sein, dass sich die Veränderung Ecuador’s zu
einem modernen Staat in alternativen Energieanlagen zeigt.
dieses Tal wird dann wohl dem Wasserkraftwerk weichen muessen |
In Puyo holt mich
dann Renato im Zentrum ab und bringt mich zum Haus seiner Eltern. Hier sind
grad 3 Motorradkollegen am Küchentisch und werden verpflegt; was mir natürlich,
kaum haben mich alle abgeknutsch, auch blüht. Keine Ahnung, was das alles war:
Salat (Weisskohl & Tomaten), gegrillte Fleischstücke und irgendein
Getreide, das ich nicht genauer definieren konnte, aber total gut geschmeckt hat. Gleich anschliessend haben
wir uns alle um unsere Motorräder gekümmert: ich den Luftfilter gereinigt und
die anderen zu den bereits montierten Zusatzscheinwerfern noch mehr
Zusatzscheinwerfer. Ist schon lustig: entweder sie fahren auch im Dunkeln ohne
Licht oder dann mit so viel Licht, dass es zum Ausleuchten eines halben
Stadions reichen würde. Am Abend dann ein Spaziergang mit Renato’s Eltern durch
die City und dabei viele Fragen über die Schweiz beantwortet. Allerheiligen
geht’s – kaum ist der Luftfilter wieder drin – mit der ganzen Familie, diesmal
zu einem motorisierten Stadtrundgang. Die kleine Tochter fährt bei mir hinten
mit und freut sich offensichtlich über das Privileg J
Zum Abschluss meines Besuch’s in Puyo führen sie mich zur
Grossmutter, die grad für die ganze Gross-Familie ein typisches Mittagessen
kocht: frischer Fisch aus dem heimischen Fluss vom Holzkohle-Grill, aber statt eines Metallrosts ein
Rost bestehend aus Holzstäben eines bestimmten Holzes, das dem Fisch einen
speziellen Geschmack verleiht. Dazu Yuca (schmeckt wie gedämpfte Kartoffeln)
und der obligate Salat. Naja, da kann ich ja mal nicht so sein und wage mich
tapfer an den Fisch…..und hey, der schmeckt echt lecker!!ç
Da sich schon wieder grosse graue Wolken
zusammenbrauen, fahre ich gleich nach dem Mittagessen die kurzen 60km nach
Baños. Brauche dafür allerdings doch recht lange, weil alle Ecuadorianer frei
haben und mit dem Auto unterwegs sind - Sonntagsfahrer gibt's hier also auch in Massen. In Baños dann trifft mich doch echt
schier der Schlag. Ich hab ja gewusst, dass der Ort bekannt ist und für
Touristen einiges zu bieten hat -sämtliche sich vorstellbaren Adventure-Sports
wie Brückenspringen, Canoying, canoping, riverrafting, etc. - aber da waren
nicht ein paar Touristen, der ganze Ort quoll quasi über. Hätte ich nicht im
voraus 2 Nächte gebucht gehabt, wäre ich wohl schnurstracks weitergefahren. Ich
habe dann allerdings im Hostel gleich drei andere Gäste getroffen und bin mit
ihnen spontan ins Thermalbad; zusammen mit gefühlt 1000 anderen Touristen (mehrheitlich Ecudaroianer). Das
habe ich ja echt noch nie gesehen: der Pool mit dem heissen Wasser war
vollgepfercht mit Menschen. Was anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig schien,
war dann doch recht lustig. Die Ecuadorianer bleiben meist nur kurz im Wasser,
bevor es ihnen zu heiss wird – man merkt schon, dass sich die meisten heisses
Wasser schlichtweg nicht gewöhnt sind.
Hauptplatz von Banos |
dieser Fall tritt tatsaechlich schon mal ein |
wo es sowas hat (Bild oben und unten) hat's definitiv zuviele Touristen |
hier gab's total leckeres Essen fuer grad mal 2.50$ |
Ansonsten ein fauler Tag – irgendwie hat mir die Masse von Menschen total die Energie genommen, irgendetwas adventure-mässiges zu unternehmen. Die Tour auf den Vulkan Tungurahua fiel aus, der Vulkan momentan aktiv ist und es entsprechend zu gefährlich wäre, ihm zu nahe zu kommen, da ein Ausbruch immer möglich ist. Daher sind alle Vulkan-Touren gesperrt. Da hab ich mir doch lieber direkt im Hostel eine suuuuper tolle Rückenmassage gegönnt – die gratis dazu erhaltene Gesichtsmaske hab ich sehr genossen, auch wenn ich sie natürlich NICHT wirklich nötig gehabt hätte ;-)
Tags darauf dann rechtzeitig los; nicht nur
weil ich einiges vorhatte sondern auch bevor der grosse Touristen-Strom sich
auf den Heimweg begibt. Munter schraubt sich meine Suzy Kurve um Kurve höher
hinauf; als wir tatsächlich die 4000MüM-Marke knacken, kann ich mir ein grosses
Grinsen nicht verkneifen. Das Erstaunliche hier aber ist, dass auch auf der
Höhe noch ganz viel angebaut wird.
Beim Kratersee des inaktiven Vulkans
„Quilotoa“ entscheide ich mich spontan, meine Höhen-Fitness zu testen und laufe
die 350 Höhenmeter runter zum See und wieder rauf – im Gegensatz zu vielen Touristen, die sich
von Maultieren wieder hochtragen lassen. Natürlich bin ich auf der ungewohnten
Höhe von 3800 eher etwas kurzatmiger,
aber ansonsten zeige ich wenig „Höhen-Symptome“ ;-) Die kurze Wanderung war definitiv die Mühe
wert – zudem wollte ich ja schon rausfinden, ob ich das 5-Tages-Trekking zum MachuPicchu,
das ich mir vorgenommen habe, dann auch schaffen werde.
davon werde ich wohl noch etliche seh'n :-) |
350 Hoehenmeter pro Weg.... und das auf 3800M..... |
Am Nachmittag geht’s dann weiter; ein Zwischenstop in Riobamba und dann nach
Cuenca, wo ich eine Weile in der Stadt rumspaziere. Auch hier kann ich wieder bei einm Biker übernachten. Pipe allerdings
hat sogar ein kleines Hostel aufgebaut, wo bis zu 6 Gäste schlafen können – und
dies wie immer gratis!!. Während wir beim Teffpunkt – einer Tankstelle – auf
seinen Kollegen warten, spricht uns ein Ecuadorianer mit einer BMW HP an, der
mein Motorrad gesehen hatte. Nachdem er erfährt, woher ich komme und wieso ich
mich mit Pipe getroffen habe, lädt er uns kurzerhand zum Abendessen ein. Es
kommt sogar soweit, dass er Pipe Unterstützung anbietet, da der sein Hostel
etwas renovieren muss, aber es halt am nötigen Kleingeld mangelt. Gonzalo wird
die Materialkosten übernehmen und sie machen gleich für den nächsten Tag ab. So
kann ich für einmal – wenn auch indirekt – meinem Gastgeber etwas zurückgeben. Auch hier bin ich
wieder völlig baff, wie unkompliziert die Menschen mit einander umgehen. Im
Hostel treffe ich dann auf ein Argentinisches Motorradpaar,ç und 2 Fahrradfahrer
(aus Brasilien & Kolumbien). Eine lustige Runde, bei der jeder ein paar
Anekdoten und Photos „seiner“ Reise zum besten gibt.
Cuenca's schoene Altstadt... |
Und schon bricht quasi mein letzter Tag in
Ecuador an. Ich fahre am nächsten Tag zum Grenzdorf Maricarà, um dann am
Freitag problemlos und ohne Hektik nach Peru einreisen zu können. Dass die
Strasse von Cuenca nach Maricarà einfach nur traumhaft und kurvig war, getraue
ich mich inzwischen schon bald nicht mehr zu schreiben ;-)
der Kapokbaum (Ceiba insignis), eine imposante Erscheinung) |
Ich werde Ecuador mit meinem Kurz-Besuch
sicher nicht gerecht und ich weiss, dass ich ganz viel nicht gesehen habe. Ich
habe aber auch gemerkt, dass mir das ewige „grün“ langsam zuviel wird. Die
Vulkane haben mich sehr beeindruckt, aber ansonsten hat vieles Ähnlichkeiten
mit den landwirtschaftlichen Hügel-Gebieten in der Schweiz – einfach, dass sich
hier alles irgendwo zwischen 2000 und 3500MüM abspielt und es unendlich groeser ist; natürlich ist das eine
wunderschöne Landschaft, aber dazu muss ich ja nicht um die halbe Welt reisen –
das kann ich dann wieder zur Genüge zu Hause geniessen ;-)
Auch
die Küstenlinie hab ich völlig ausgelassen, werde ich doch sowohl in Peru wie
dann zum Abschluss auch in Chile noch viel Meer und Strand reinziehen können.
So geht es also morgen gegen Mittag auf
nach Peru…..yeppea!!.... und darauf freue ich mich nun wirklich ganz besonders
– bin gespannt, ob Peru meinen persönlichen Spitzenreiter Kolumbien vom Thron
stossen kann J
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