Montag, 16. November 2015

11. – 15. November: Peru…. Canons, Berge und höher, immer höher ;-)

Ich treffe mich als am Mittwoch Morgen kurz nach Chimbote mit Ira, einer Deutschen Motorradfahrerin, die mit einer BMW GS800 Adventure unterwegs ist. Sie hat zufällig das Photo mit mir und Nestor (von Trujillo) in facebook gesehen und mich spontan angeschrieben. Wir wollen gemeinsam die Offroad-Strecke in Richtung Huaraz unter die Räder nehmen, den berühmten „cañon del Pato“. Während wir uns noch ein paar Minuten quasi „beschnuppern“, fahren doch tatsächlich Simon und Josefine – sie waren beide auch auf der Stahlratte – heran und stoppen natürlich, als sie die Motorräder mit Schweizer Kennzeichen sehen. Was für ein schöner Zufall! Wir tauschen Neuigkeiten aus und ich gebe ihnen noch den Tip, unbedingt bei Don Clemente vorbeizuschauen ;-)


Da es doch gute 240km bis nach Huaraz sind, brechen wir aber bald mal auf. Nach kurzer Zeit wird die Asphaltstrasse von prima Schotter abgelöst, wir fahren in den Canon hinein, immer dem Fluss entlang. Ira ist mehr oder weniger das erste Mal so richtig auf Schotter unterwegs und wir nehmen es erst mal eher gemütlich – zudem „müssen“ wir ständig anhalten, weil die Landschaft einfach dermassen beeindruckend ist und wir entsprechend Zeit zum fötelen brauchen.






Gegenverkehr hat es gottlob nur wenig, ab und an ein Lastwagen oder ein Bus vollgepfercht mit Menschen von den umliegenden Dörfern. Für einmal ein Vorteil, dass es so trocken ist – der Staub kündigt jedes Fahrzeug rechtzeitig an, sieht man doch oftmals nicht um die Kurve rum. Eher mühsam sind die stockfinsteren, einspurigen Tunnels, teilweise auch mit Kurven drin; gottlob sind es nur wenige. Da greife ausnahmsweise sogar ich zum hiesigen Allerweltshilfsmittel und hupe, was das Zeugs hält. Mein doch sehr mässiges (Original)-Licht (ein grosses Dankeschön an den Hersteller!) ist hier keine grosse Hilfe. Erfolgreich, wenn auch ziemlich dreckig kommen wir zum Ende des Canons und somit wieder auf Asphalt. Wir freuen uns über die tolle und problemlos Offroad-Fahrt; ich mache noch Witze und sage: schliesslich steht ja auf der BMW „adventure“: also, wo adventure drauf steht, ist auch adventure drin. Dieser Spruch sollte sich kurze Zeit später noch bewahrheiten!! Zügig geht es weiter, scheint uns die Zeit doch davon zu rennen. Auch heute ist das Ziel, vor der Dunkelheit – sprich spätestens 18.30h in Huaraz anzukommen. Die Strasse schlängelt sich nun einem anderen Fluss entlang, toll die Landschaft und die Strasse, Fahrspass pur – bis auf die nun vielen Tunnels, die meisten wieder einspurig und ohne Licht. Auch hier hilft nur hupen; Ira, die an ihrer Adventure Zusatzbeleuchtung montiert hat, fährt so hinter mir, dass die Beleuchtung auch für ich ausreicht J
Plötzlich merke ich, dass Ira nicht mehr hinter mir ist. Ich stoppe, warte einen kurzen Augenblick und fahre zurück. Sie steht am Strassenrand und meint, dass der Hinterreifen verdächtig wenig Luft drin hat. Wir probieren es vorerst mal mit Aufpumpen und fahren wieder los. Nach kurzer Zeit ist aber schon wieder Schluss, der Reifen völlig platt. Wir finden sogar den Grund für das Übel: ein fetter Nagel steckt im Reifen. Phhhuuuu…..wir sind 20km vom nächsten Dorf entfernt, es ist bereits nach 16 Uhr und eigentlich hätten wir noch gute 1.5 Stunden Fahrt vor uns. Aufladen auf ein anders Fahrzeug kommt bei dem riesigen Gewicht der BMW nicht in Frage. Natürlich könnten wir den Schlauch auch selber ausbauen und vermutlich flicken, aber das würde bestimmt länger dauern. Einzige grad so vernünftig erscheinende Lösung: Hinterrad ausbauen, ich fahre ins nächste Dorf und lass es flicken, Hinterrad wieder einbauen. Wir beide müssen lachen, wie schnell sich mein Spruch von wegen „adventue“ in Wirklichkeit umgesetzt hat ;-) Gesagt getan: Gepäck runter, Motorrad auf den Hauptständer, Hinterrad ausbauen und mir auf die Suzy schnallen. Netterweise zieht gerade in dem Moment auch noch ein kurzes Gewitter durch. OK, das hätten wir nun wirklich nicht gebraucht. Aber was soll’s, ich fahre im Schnellzugs-Tempo los in Richtung Dorf, es ist mittlerweile kurz vor 17h! Etwa 5km vor dem Dorf ist da auch noch eine Polizeikontrolle…. und natürlich werde ich rausgewunken. Keine Papier-Kontrolle sondern wieder einmal einfach plaudern. Ausgerechnet jetzt! Einer der beiden Polizisten fragt mich nach dem woher, wohin, was hat es mit dem Hinterrad auf sich, etc…. und plötzlich sagt der 2. Polizist (der war still soweit) aus heiterem Himmel: du hast schöne Augen!! Hääääää? Da ich wohl nicht adäquat auf seine Bemerkung reagiere, wiederholt er es sogar. Nun steh ich da, scharre quasi mit den Hufen, weil ich doch so schnell wie möglich den Reifen geflickt haben will und der macht mir Komplimente. Ich bedanke mich artig – ich weiss ja inzwischen dass die Südamerikaner total auf meine grünen Augen abfahren - und darf dann tatsächlich endlich weiterfahren. Im Dorf sehe ich auf Anhieb keine Reifen-Werkstatt (die hat’s normalerweise in jedem Kaff), fahre also zur Tankstelle und frage da. Und yeppeeaaa, genau bei der Tankstelle ist sie ja: Schlauch raus (ein Riss von gut 3cm drin), geflickt, im Wasserbad geprüft, wieder eingebaut. Innerhalb von ein paar Minuten ist das erledigt und kostet mich grade mal 5 Soles (ca. CHF 1.50)!! Dankbar gebe ich ihm das Doppelte, kaufe noch 2 Colas und was zum knabbern und fahre so schnell wie möglich (man beachte: nicht so schnell wie erlaubt) zurück. Bei Einbruch der Dunkelheit – sprich mit Hilfe von Stirn-Lampen - bauen wir das Hinterrad wieder ein und düsen los in Richtung Huaraz. Müde und doch ziemlich erschöpft kommen wir nach rund 14 Stunden unterwegs-sein beim Hostel an, erkämpfen uns etwas mühsam einen Parkplatz und bestellen auf die Schnelle 2 Bier und 2 Pizzas. Hände völlig schwarz, die Gesichter voll Staub und noch in Voll-Motorrad-Montur sitzen wir da und geniessen erst mal einfach ein kühles Bier. Wir lachen beide über den Tag und sind uns einig, dass es trotz – oder gerade wegen – der Panne ein total cooler Tag war.





Und das beste zum Schluss, im Hostel hat es sogar heisses Wasser….. was für eine Wohltat. Noch vor 4 Monaten hätte ich mir nicht erträumt, dass ich heisses Wasser mal so schätzen würde, ist es in Südamerika in den meisten Hostels, einfachen Hotels und auch privaten Unterkünften schlichtweg nicht vorhanden.
Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Daniela, die grad mit dem Nachtbus in Huaraz angekommen ist (auch sie war auf der Stahlratte) zum Frühstück und später als eigentlich geplant, fahre ich los in Richtung Cisco. Es stehen vier Fahrtage mit insgesamt 1450km auf dem Plan. Ich will spätestens am 15. November in Cusco ankommen, damit ich noch einen Tag Zeit habe, mich auf das gebuchte Trekking vorzubereiten. Aber ich greife wieder mal vor… sorry. Laut googlemaps fahre ich permanent auf der 3S, also einer Nationalen Hauptstrasse; ich bin allerdings nur leicht optimistisch, da mein Garmin teilweise Schotter anzeigt. Na, da lass ich mich doch mal überraschen. Die jeweils +/- 350km pro Tag erscheinen uns Europäern nicht viel, aber hier kommt man wirklich selten über einen Stunden-Schnitt von 60km; 50km pro Stunde ist schon eher Standard – und somit auch klar, dass ich jeden Tag mind. 7 reine Fahrstunden vor mir habe. Und natürlich ist ausgerechnet die Strasse am ersten Tag – an dem ich eben erst um halb elf losfahre – eine reine Tortur. Was mein Garmin als Schotterstrasse anzeigt, ist inzwischen asphaltiert, aber es hat dermassen viele und teilweise tiefe Schlaglöcher drin, dass ein normales, zügiges Fahren schlichtweg unmöglich ist. Die Strasse schlängelt sich wieder den Tälern entlang und bei vielen Kurven ist der Asphalt inzwischen bereits wieder verschwunden und hat Matsch und Dreck Platz gemacht, da meistens an diesen Stellen kleinen Bäche die Hügel runterkommen. Dass es mehr oder weniger den ganzen Tag nieselt, macht es nicht grade lustiger. Zum Schluss hin bin ich inzwischen teilweise einfach zu müde und fahre stehend über die Schlaglöcher drüber – meine Suzy muss an diesem Tag einiges aushalten mit mir. Die letzten 50km dann wieder „normale“ Strasse, ich fahre so schnell, wie’s grad noch so drin liegt. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreiche ich mein Tagesziel und steuere hungrig und durstig das erstbeste Hotel an. 




Gottlob sind dann die nächsten drei Tage einfach nur cool. Die Strasse meistens in sehr gutem Zustand, ich finde auch immer wieder Zeit, Dörfer und Menschen zu photografieren, die Landschaft total beeindruckend – ich fahre tatsächlich quasi permanent den Hügeln, resp. dem Flusslauf entlang (frech, die so zu nennen, ich befinde mich mehr oder weniger immer auf einer Höhe von 3000 – 4000MüM!!). 









auch damit muss immer gerechnet werden


es ist cool hier.....wörtlich zu nehmen ;-)
Einzig das Fahrverhalten der Peruaner kann meinem Fahrspass etwas anhaben. Und hier muss ich mal ein bisschen Dampf ablassen. Ich bin noch so froh, dass das Benzin in Peru so teuer ist, hat es vermutlich vor allem dank diesem Umstand nicht allzu viele Autofahrer unterwegs. Aber die wenigen haben es in sich: fahren meist in der Mitte der Strasse, egal ob ihnen was entgegenkommt; einem Motorrad geht man sowieso nicht aus dem Weg. Solange ein Seitenstreifen vorhanden ist, gibt es keinen Grund, nicht zu überholen, ich kann ja ausweichen. Nur, überholen können sie auch, wenn ein Motorrad entgegenkommt und kein Seitenstreifen zum Ausweichen vorhanden ist. Mehr als einmal musste ich bis zum Stillstand abbremsen, da das Auto mich sonst schlichtweg umgefahren hätte. Mehr als einmal habe ich aber auch auf stur geschaltet und habe das Auto (oder oft auch die kleinen Transportbusse) zum bremsen gezwungen. Jetzt versteh ich auch endlich das Verkehrsschild „mantenga su direcha“ (bleibe auf deiner rechten Seite)!! In den Städten bin ich es inzwischen gewohnt, da wird jeder Zentimeter erkämpft. Aber auf den Hauptstrassen, wo ja auch die Peruaner mit 100 und mehr unterwegs sind, ist es schlichtweg gefährlich. Da kommt mir nebst dem teuren Benzin auch noch zugute, dass es oft bergauf geht und ich ihnen tatsächlich Motor-mässig überlegen bin (mit grad mal 400ccm) J
Aber eben; ich bin gut in Cusco angekommen, habe mich durch’s Einbahngewirr zum Hostel gekämpft und freue mich nun auf das morgige 4-Tages-Trekking in Richtung MachuPicchu. Nicht der berühmte Inka-Trail, der ist seit Monaten ausgebucht, da auf 500 Personen pro Tag limitiert. Ich mache den sogenannten kurzen Salkantay-Trek - ist im www gut zu finden ;-) ich bin natürlich schon gespannt, wie gut ich mit der Höhe klarkomme und dem Umstand, dass ich in letzter Zeit ja nicht sooo viel gelaufen bin. Aber ich bin gut aklimatisiert und fühle mich putzmunter ;-)

Mehr über Cusco, mein Abenteuer, auf über 4600MüM zu laufen (und zu zelten) und natürlich den berühmten MachuPicchu dann im nächsten Blog.  Hasta luego mi amigos

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