Donnerstag, 20. Juni 2019

SuzyBlue goes east 2019: Kasachstan/Uzbekistan Teil 1... unendliche Steppen und viel Sand; 12.-18.06.

....schon recht bald sehen wir am Morgen das Kasachische Festland.....juhuuu; aber wir beeilen uns nicht mit zusammenpacken, es wird wohl noch eine Weile dauern bis nach Aktau.  Aber weit gefehlt. Kurz vor dem Mittag kommt die Meldung, dass wir anlegen und wir uns bereit machen sollen. Hääää? Neuerdings legt die Fähre in Kuryk an, ca. 90km südlich von Aktau, was wir natürlich nicht wissen konnten. Nun denn, auch nicht schlecht; alles zuammenpacken und dann aber zuerst noch das Mittagessen geniessen. Sooooo schnell geht's ja dann doch nicht mit wegfahren.


Die Zollbeamten kommen direkt an Bord, stempeln unsere Pässe, geben uns ein Papier für die Motorräder und einen Registrationszettel für uns mit. Das braucht es dann alles für die offizielle Einreise am Zoll. Endlich aus dem Schiff, geht es schnurstracks zum nigelnagelneuen Zollgebäude. Dort irren wir kurz etwas hilflos rum. Ich gehe dann einfach zum erstbesten Schalter mit meinem Pass in den Händen und der Beamte winkt mich freundlich an die richtige Stelle weiter. So geht das! :-)
Während ich beim 1. Schalter stehe, werden meine Gspänli leider abgefangen und dürfen die Gepäckrolle und das Kleingepäck durch den Scanner lassen. Ich hab Glück, bei mir vergessen sie das dann irgendwie. Hafengebühr bezahlt geht es zum Zollbeamten. Wir werden bevorzugt behandelt und werden an den wartenden Lastwagenfahrern vorbeigewunken. Ist mir nicht so recht, aber die nehmen das locker; ist vermutlich nicht das erste Mal. Kurze Zeit später dann noch mal auf die Zollbeamten bei der Fahrzeugkontrolle warten - das sind nämlich die gleichen Beamten, die auf's Schiff gekommen sind - und dann sind wir offiziell in Kasachstan.





HALT, Stop. So schnell geht das nun auch wieder nicht. Kurz nach dem Zoll werden wir von Versicherungsagenten "abgefangen". Die erklären uns, dass wir eine Versicherung benötigen. Sei zwar nicht absolut obligatorisch, aber falls was passiert, seien wir dann dumm dran. Die Kosten belaufen sich für 15 Tage grad mal auf ca. 5 Franken. Also durchaus zu verschmerzen. Und da die Kasachische Polizei für Korruption bekannt ist, wollen wir ihnen keinen Anlass für Reklamationen geben.
Ich habe sicherheitshalber vorgängig schon mal nach einem Hotel geschaut und so fahren wir die 90km zügig nach Aktau. Die Landschaft hast sich total verändert imVergleich zu den Ländern, die wir vorher befahren haben: Steppe, flach, endlose Weite und viele Kamele (echte!).






Und auch die Temperatur steigt Stunde um Stunde.
Wir sind froh, als wir Aktau erreichen und auch gleich auf Anhieb ein passendes Hotel finden. Den nächsten Tag nehmen wir locker, SIM-Karte kaufen, relaxen. Die kommenden Tage versprechen Strassenbeläge unterschiedlichster Natur, heisse Temperaturen und schnurgerade Strecken von mehreren Hundert Kilometern, ohne Tankstellen notabene. Da muss man Strategien entwickeln, vor lauter Langeweile nicht vom Motorrad zu fallen - ausser natürlich die Schlaglöcher halten einem wach.
Wir teilen die Strecke bis Beineu - rund 470km - in 2 Tage auf, da es unterwegs noch eine Moschee in einer Höhle etwas abseits der Strasse zu entdecken gilt und auch die Landschaft recht abwechslungsreich sein soll; was dann wieder entsprechende Photostops nach sich zieht :-) Die Strasse ist überraschend gut, nur die Fahrt zur versteckten Moschee hat es in sich. Sand, viel Geröll..... aber daran gewöhne ich mich wohl besser. Aber der Abstecher hat sich gelohnt, die Landschaft ist spektakulär - ganz im Gegensatz zur vermeintlichen Höhlen-Moschee: das ist grad mal ein Raum im Fels drin.














In Beineu finden wir ein tiptopes Hotel und machen uns bereit, am nächsten Tag nach Uzbekistan zu fahren: 400km, inklusive Grenzübergang und soweit wir vernommen haben teilweise schlechter Piste. Beim Check meiner SuzyBlue entdecke ich mit Entsetzen, dass der Auspuff nicht mehr am Träger festsitzt sondern die Schweissnaht gerissen ist. Das muss erledigt werden, bevor wir morgen nach Uzbekistan fahren. Auf der App "IOverlander" finde ich einen Mechanikerund fahre schnurstracks zu ihm hin. Mit Foto der schadhaften Stelle und dem Wort"problema" weiss er sofort, was ich meine. Er schickt mich zu seinem Nachbarn, der offensichtlich der Spezialist ist für Schweissarbeiten. Das geht Ruckzuck und schon ist meine SuzyBlue wieder fit. Bin gespannt, ob das hält, kommen ja noch viele Rumpler und Hüpfer auf uns zu. Mit dem Gepäck zusammen muss SuzyBlue definitiv mehr aushalten wie ihr wohl manchmal gut tut.




Jürgen und ich fahren früh los, Ruben und Katja hängen noch einen Tag in Beineu an. Die "Strasse" bis zur Grenz ist grad im Bau: tiefe Sandpassagen machen mir das Leben schwer; nicht nur, weil ich im Sand nicht gut fahren kann sondern weil ich durch den Gegenverkehr, resp. den Staub schlichtweg überhaupt nichts sehe. Und dann trotzdem gleichzeitig Gas zu geben - ein Muss im Sand, weil das Motorrad sonst nicht mehr zu manövieren ist - ist echt beängstigend. Da heisst es wortwörtlich:Augen zu und durch.... wir sehen anschliessend aus wie betoniert ;-)


Als wir zum Zoll kommen, werden wir wieder an den wartenden Einheimischen vorbeigewunken und direkt auf's Zollgelände geführt. Die Ausreise aus Kasachstan kurz und schmerzlos. Weiter geht's zum Usbekischen Zoll. Da hört und liest man deftige Geschichte von massiven Gepäckkontrollen, etc. Auch da bevorzugte Behandlung, wir werden von einem zum anderen gereicht. Leicht chaotisch alles, aber es sind alle sehr freundlich und sie finden immer wieder einen Beamten, der etwas Englisch kann; "welcome to Uzbekistan" hören wir öfters. Das Eintragen der Fahrzugdaten dauert recht lange, das Systems scheint zu schwächeln. Schlussendlich nur noch ein kurzer Blick in eine Seitentasche, den Hund kurz rundrum geführt und da wir die Frage nach einer Handfeuerwaffe verneinen, dürfen wir losfahren. Aber halt! Wir benötigen doch die Zollpaiere für die Ausreise. Und den Registrationszettel. Überall, wo ich nachfrage, heisst es: no no, not necessary. Ein Beamter erklärt uns ansatzweise, dass das System ein Ausdrucken im Moment grad nicht zulässt. Na prima. Ich bin ja mal gespannt, wie das dann bei der Ausreise wird ohne diese Papiere. Aber es hilft nichts; wir kriegen hier keine und sie schubsen uns quasi raus aus dem Zoll. Na gut. Dann machen wir uns mal aus dem Staub. Genau. Schon wieder Staub: die Strasse hat den Namen die ersten 100km bei weitem nicht verdient: Schotter und Sand wechseln sich ab und wie dann endlich Apshalt zum Vorschein kommt, hat der immer wieder so tiefe und viele Schlaglöcher, da könnte man ein halbes Auto drin versenken. Heisst also, jederzeit mit voller Konzentration fahren.



Das ist kein Problem, da es überhaupt keine Ablenkung gibt. Es gibt nämlich rechts und links nichts zu sehen wie unendliche Steppe und Wüste. Und ab und an mal wieder ein Kamel oder ein paar Kühe und Pferde. Ich hab keine Ahnung, wie die das mit dem Wasser machen, so weit wie sie teilweise mitten in der trockenen Steppe anzutreffen sind. Bei unserem Frühstückshalt fahren noch zwei Deutsche Motorradfahrer dazu, Zeit zum Plaudern ist ja immer vorhanden. Die beiden treffen wir dann die nächsten Tage noch ein paar Mal.







Aber nicht nur Ablenkung gibt es unterwegs quasi keine, auch Tankstellen sucht man hier vergebens. In Uzbekistan fahren die meisten Autos mit Gas, entsprechend dünn gesät ist das Tankstellennetz für Benzin und Diesel. Strecken von praktisch 400km ohne Tankstelle - so wie heute - sind keine Seltenheit. Und das Benzin, das man dann bekommt - teilweise auch auf dem Schwarzmarkt - kostet verhältnismässig viel und ist mit grad noch 80 Oktan jenseits von unserem. Aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich ja auch Fliegen.... ich fülle wann immer möglich auf, egal mit was, egal wo. Auch mein Reservebenzin"kanister" ist stets gefüllt. Bin einfach froh, habe ich einen speziellen Filter direkt beim Tank installiert, damit der Motor keinen Schaden nimmt.


Ziemlich geschafft erreichen wir Kungrad, wo wir 2 Nächte bleiben, da wir am nächsten Tag einen kurzen Abstecher zum berühmten "Schiffs-Friedhof" beim - ehemaligen - Südende des Aralsees machen möchten.




Die Fahrt dahin hat sich kaum gelohnt; allerdings ist es schon erschreckend live zu sehen, wie massiv der einst 66'000km2 (!!!) grosse Aralsee innerhalb von 30 Jahren geschrumpft ist; 2010 sind es grad noch mal 12'000km2 und die Ufer gehen jährlich teilweise um 200 Meter zurück. 10'000ende Menschen haben dadurch ihre Jobs verloren, trugen Fischerei und Schiffsbau vorher doch einen wichtigen wirtschaftliche Teil zum Wohlergehen der Region bei. Da spielt aber nicht nur der Klimawandel mit sondern auch Uzbekistans Landwirtschaft: es wird Baumwolle und auch Reis in riesigen Monokulturen angebaut, die Einwohner jeweils zur Erntezeit sogar gezwungen, beim Pflücken mitzuhelfen. Es ist abzusehen, dass auch der restliche Aralsee wohl nicht mehr lange Bestand haben wird, auch wenn jetzt langsam Schutzmassnahmen angedacht werden.





Das Programm für Uzbekistan ist für mich - bin jetzt wieder alleine unterwegs, da Jürgen eine andere Richtung anpeilt - ziemlich klar: landschaftlich hat es nicht allzuvielzu bieten, historisch und baulich dafür umso mehr. Khiva, Bukhara und Samarkand sind die Stationen, die nun eine nach der anderen "abgeklappert" werden, bevor es dann die lange Strecke nach Osh zu bewältigen gilt. Aber eins nach dem andern; mehr dazu dann beim nächsten Blogpost :-)

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